Letzten Freitag konnte ich seit einer gefühlten Ewigkeit, mal wieder ein Trainingslauf auf selbst geplanter Strecke machen. Hierzu habe ich vorher am PC eine Strecke über Satellitenkarten mit Hilfe von Garmin Connect abgesteckt und auf meine Garmin 910XT geladen.
Die Strecken wird mittels sogenannter Wurmnavigation abgelaufen. Bei der Wurmnavigation sieht man keinerlei Kartenmaterial, man hat auf der Uhr also eine leere Seite und sieht nur, einen Strich, der als Wurm bezeichnet wird, den man nachläuft. Klingt kompliziert, hat sich aber in der Praxis bewährt und funktioniert sehr gut.
Meine geplante Strecke führt mich von Langfurth nach Bechhofen, wo wir am Freitagabend zum gemeinsamen Kochen bei Freunden eingeladen waren. Auf den ersten 5 Kilometern von insgesamt knapp 15 Kilometer verläuft die Strecke auf mir bekannten Laufterrain. Erst ab dem Ort Burk, beginnt das Abenteuer mit der Wurmnaviation.
Bevor ich aber zum Lauf aufbrechen konnte, hatte ich noch etwas Krafttraining gemacht und musste ja noch mit unserem Hund Amonty eine Gassirunde von etwa 4 Kilometern drehen.
Für den Lauf hatte ich meinen Laufrucksack mit Ersatzklamotten und Stirnlampe dabei. Die Stirnlampe würde ich sicher brauchen, denn als ich in Langfurth um 18:00 Uhr loslief begann es bereits zu dämmern. Die Ersatzklamotten hatte ich nur für den Fall dabei, dass meine Frau es mal wieder nicht pünktlich schaffen würde…
Ich mag es überhaupt nicht bei Regen zu laufen, mache es aber trotzdem regelmäßig. Heute war leichter Nieselregen angesagt, des aber immer weniger wurde und ab Burk, also da wo das Abenteuer begann, nicht mehr nennenswert war.
Bereits in Langfurth hatte ich die Wurmnavigation gestartet, aber erst ab Burk verwendet. Doch bevor ich mich an die Wurmnavigation machte, holte ich meine Stirnlampe aus dem Rucksack, denn es war inzwischen dunkel geworden und ich wollte vom Verkehr erkannt werden, vor allem vor dem Hintergrund, dass meine Laufstrecke auch auf Landstraße verlaufen würde.
Kaum hatte ich Burk in Richtung Meierndorf verließ, führte meine Strecke sogleich auf der Landstraße. Die Straße war frisch geteert und der Asphalt entsprechend Rappenschwarz. Für den KFZ-Verkehr war diese Straße wohl nicht gemacht, denn mir ist nicht ein einziges Kraftfahrzeug begegnet. Lediglich ein paar aufgeschreckte Vögel am Wegesrand.
Nachdem ich Meierndorf links hinter mir gelassen hatte bog ich rechts auf einen nur rechts und links 50cm breit geteerten Wirtschaftsweg ab. Hier machte ich meine Stirnlampe aus, denn diese begann bereits zu blinken. Das Blinken deutet aus bald leere Akkus hin, was mir in letzter Zeit ungewöhnlich oft passiert. Ich denke ich sollte die Akkus mal austauschen.
Das Licht des Mondes durch den bedeckten Himmel hat mir aber auf dem Weg ausgereicht und half mir beim Laufen abzuschalten. Auf den Ohren hatte ich den Podcast von Marathon-Talk, welcher sehr empfehlenswert ist, aber eben Englisch.
Kurz bevor mit mein Weg mitten in das Kaff Bruck führen sollte, musste ich noch ein kleines Waldstück durchqueren. Hier machte ich die Stirnlampe wieder an, denn da war es einfach zu düster. In dem Kaff, dass durch eine Brücke geteilt ist, kam mir das einzige Auto auf der ganzen Strecke entgegen. Scheinbar gibt es hier nicht viele Läufer mit Stirnlampe, denn der Autofahrer schalte sogleich das Fernlicht ein, als er mich bereits von weitem erkannte…
Als ich Bruck in Richtung Waizendorf wieder verließ, hatte ich wieder eine die ganze Landstraße für mich allein. Ich war total versunken und genoss diese Einsamkeit. Es lief ziemlich gut. Doch diese Einsamkeit hatte bald ein jähes Ende. Nach etwa 500 Metern sah ich einen Fuchs, den ich am Ende meines Lichtkegels flüchten sehen konnte. Kurz darauf kreuzte keine 10 Meter vor mir ein Reh meinen Weg. Während ich gedankenversunken dem Reh nachschaue, denke ich, dass die Wildtiere hier mich grüßen und meinem Lauf begleiten. Doch hätte ich besser mein Blick weiter geradeaus gerichtet, denn wo ein Reh, das ist die Herde nicht weit.
Ich will gerade meinen Blick wieder nach vorne richten, da crashe ich mit einem von drei weiteren querenden Rehen zusammen. Mitten auf der Landstraße, ich kann es nicht glauben. Aber keine Sorge, dem Reh geht es gut, es ist nicht mal hingefallen. Mir ist übrigens auch nichts passiert, ich konnte noch den Stoß mit meinen Armen recht gut abwehren und mich an einem Leitpfosten fangen.
Zuerst schreie dem Reh geschockt Schimpfwörter hinterher, bevor ich lauthals zu lachen beginne. Das habe ich beim besten Willen nicht erwartet, obwohl es eigentlich ja absehbar war. Schließlich heißt es nicht umsonst, man solle abbremsen, wenn man einen Wildwechsel sehe. Bisher dachte ich, dass dies nur führ Kraftfahrzeuge jenseits von 50 Km/h gelte. Nun weiß ich es besser. Es gilt auch für Geschwindwigkeitsbereich zwischen 10 und 20 Km/h und damit für Läufer.
Beim Weiterlaufen spinne ich mir mögliche Schlagzeilen im Kopf zusammen, wie „Wildunfall auf der Landstraße – Reh und Jogger sind wohlauf…“. Die Kilometer restlichen 3 Kilometer bis zu meinem Ziel im Bechhofen verfliegen wie im Flug.
Die Wahrscheinlichkeit tatsächlich in ein Reh zu rennen, muss wohl ähnlich groß sein, wie ein 6er im Lotto. Jedenfalls wird mir der Lauf noch lange in Erinnerung bleiben und für Gesprächsstoff für den Abend war gesorgt.
Sport frei!
Thomas
Reh ist mir lieber wie Wildsau. Wenn Du im Dunkeln 10 Meter vor Dir eine 3 Zentner Sau auf dem Weg hast, geht Dir ganz schön der Stift.
Da siehtst Du mal wieder wie spannend unser Sport ist. Manche Menschen haben noch nie ein Reh in freier Wildbahn gesehen. Du hast sogar eines „geküsst“!
Gruß Gerd
Solange die Wildsau keine Frischlinge bei sich hat, ist das ja nicht so das Problem weil die dann ja scheuen… Im Trainingslager in Edenkoben ist uns in 30 Metern Entfernung aber eben soetwas passiert. Wir sind dann vorsichtshalber umgekehrt. Aber du hast schon recht, bei der Wildsau wäre bestimmt das Knie flöten gegangen… 😉
Musste gerade herzlich lachen;) auch wenns den Moment nicht lustig war, aber echt mit nem reh beim laufen?! Ein Glück ist nichts passiert, aber das wirst dein Leben nicht vergessen
Stimmt Chris. Inzwischen sehe ich das positiv, ich hatte Glück das Reh zu treffen und so wurde ein unvergessliches Erlebnis aus diesem Lauf.
Einfach sensationell… Natur pur, auch wenn nicht so wie erwartet.
Wichtigste Botschaft: Läufer und Reh wohlauf.
Viel Spaß, wenn Du das nächste Mal an dieser Stelle vorbeikommst…
Die Strecke finde ich super und werde Sie voraussichtlich am Wochenende gleich wieder laufen. Gerade im Winter wäre das ein gute Tempostrecke, weil eben, asphaltiert und geräumt…
Einfach packend!
Wie heißt es immer so schön in Filmen: Tieren ist kein Schaden entstanden… Zum Glück geht es dir aber auch gut. So nah war ich dann Rehen doch nicht, aber drei große Schritte vor mir stand schon einmal eins mitten im Weg rum. Im Hellen. Äh, es ist immer empfehlenswert nach vorn zu schauen.
Ich werde mich in Zukunft hüten mein Blick von vorne abzuwenden, zumindest auf der besagten Straße.
Na, das nenne ich mal ein Läufer-Erlebnis 😉 Ich kann mir vorstellen, dass das auch etwas schlechter für dich hätte ausgehen können, wenn dich das Reh richtig getroffen hätte (oder womöglich ein kapitaler Bock gewesen wäre)…