Inzwischen fühle ich mich wieder gut und auch im Training geht es wieder bergauf. Nachdem ich am Freitag vorletzte Woche meinen ersten 35km-Lauf mit 5km Endbeschleunigung absolviert hatte, ging es am darauf folgenden Tag zu meinem ersten Hindernislauf. Mein Frau hatte mir Großmaul zu Weihnachten einen Startplatz beim Rats-Runner Hindernisslauf in Bühlertann geschenkt. Zwar wollte ich schon längst an einem solchen Lauf (die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen) teilnehmen, doch ergeben hatte es sich bisher nie.
Nun stand ich am Samstag auf dem Motorcrossgelände in Bühlertann und blickte nach dem ich meine Startunterlagen abgeholt hatte auf einen Teil der Strecke. Allein der Anblick der Strecke versetzte mich in eine Starre und ich überlegte wie ich da wohl mit meinem Muskelkater der besonderen Art durch kommen sollte, immerhin viel mir keine 16 Stunden vorher sogar das Gehen vor Muskelschmerzen aufgrund meines 35km-Laufes noch schwer.
Selbst Schuld, man macht auch am Vortag eines Wettkampfes keinen solchen Trainingslauf… Zu meiner Verteidigung muss ich aber erklären, dass ich aufgrund des Scharlachs bisher auf die Marathonvorbereitung verzichten musste und dieses Wochenende, das Einzige war, an welchem ich einen langen Trainingslauf vor dem München Marathon unterbringen konnte. Hinzu kommt, dass ich den Rats-Runner nicht als Wettkampf im eigentlichen Sinne betrachte, sondern als Spaßveranstaltung – Durchkommen ist Alles.
Als es noch gut 30 Minuten bis zum Start sind, setze ich meine Frau und meinen Großen bei der Essenausgabe und machte ich mich auf die Hindernisse genauer in Augenschein zu nehmen. Anschließend laufe ich mich auf dem ersten Kilometer der Strecke warm. Es geht hoch, runter, hoch, runter, hoch,… Trotz eines ganz langsamen Tempos und immer wieder Gehunterbrechungen läuft der Schweiß in Strömen. Ich sehe nach nicht mal 1,5km lockeren Warmlaufens in guten 12 Minuten aus wie nach einem 10km-Tempolauf.
Zu meiner Frau, die immer noch etwas verärgert ist (aufgrund meines langen Trainingslaufes vom Vortag), sage ich, dass ich mich ganz hinten einreihen werde und nur auf Ankommen „laufe“.
Der Start erfolgt in Blöcken. Zuerst die 20km-Läufer (2 Runden). Meine Frau hatte mich zum Glück nur für die 10km (1 Runde) angemeldet. Da wir erst 10 Minuten später starten, kann ich mir ein paar Tricks bei den Erfahrenen abschauen. Keiner rennt los, alles sehr gemächlich, aber gleich am ersten Hindernis (unter ein Gitter kriechen) und vor allem am zweiten Hindernis, eine Rutsche (nasse Plastikplane auf einem Hügel), stauen sich schon die vielleicht 50 Teilnehmer. Bei der 10km-Klasse starten aber etwa 200 Teilnehmer, deshalb entschloss ich mich zumindest die ersten zwei Hindernisse ziemlich weit vorne zu bestreiten um nicht im Stau stehen zu müssen.
Nach dem etwas gewöhnungsbedürftigen Countdown geht es ähnlich gemächlich los wie schon bei den Hardboys (20km-Klasse). Ich krieche etwa als Zwanzigster unter dem Gitter durch und muss mich auch an der Rutsche praktisch nicht gedulden. Ich rutsche wie die meisten Mitstreiter auf dem Hintern hinunter, doch weit komme ich nicht. Ich pralle mit dem Steißbein gegen eine kleine Erhebung dich sich durch die Folie drückt. Mit schmerzverzogenen Gesicht stehe ich unten angekommen auf und laufe ein paar Schritte. Ich überlege bereits hier abzubrechen, doch der Schmerz lässt etwas nach und so laufe ich weiter.
Die ersten beiden Hindernisse sind geschafft und nun geht es in die Hügellandschaft, hoch, runter, hoch, runter,… Ich laufe ganz locker und gehe die steilen Hügel größtenteils hinauf und lasse es herunter einfach rollen. Obwohl ich überhaupt ohne Druck laufe, mache ich einen Platz nach den anderen gut und als ich etwa auf Platz 10 laufe, entschließe ich mich doch etwas Druck zu machen. Schnell laufe ich auf Platz 5 und als es einen kurzen Abstecher in den Wald geht, laufe ich auch schon direkt hinter dem Dritten und Vierten.
Obwohl ich mich als schlechter Bergaufläufer bezeichnen würde, verliere ich beim Hinaufgehen der Hügel so gut wie nichts. Bergabwärts dagegen, bremsen meine Mitstreiter aus Vorsicht, wodurch ich eine Lücke schaffen und stetig ausbauen kann.
Nach 2 Kilometern geht es endlich mal auf einem normalen und fast ebenen Weg in Richtung Bühlertann. Der Schotterabschnitt ist recht kurz und schon geht es einen schwierigen und unübersichtlichen Weg hinab in den Wald. Bis hier hatte ich bereits gut 150 Meter Vorsprung erlaufen.
Bei Kilometer 3 muss das erste Mal ein Bach überquert werden, zum Glück nur bis zur Hüfte Tief. So ab jetzt waren die Schuhe nass. Für mich absolutes Neuland, es klappt aber recht gut, obwohl die Salomon Speedcross 3 CS sich schon ordentlich mit Wasser voll saugen.
Immer wieder habe ich Probleme den Weg im Gestrüpp zu finden, doch Zuschauer und Streckenposten zeigen mir den Weg, spätestens auf Nachfrage. Von den ersten beiden Läufern habe ich schon Ewigkeiten nichts mehr gesehen und das sollte auch bis zum Schluss so bleiben.
Den Weg aus den „Rainwood Forest“ führt einem kleinen Bach entlang, unter zwei Minibrücken und zum Abschluss an einem extrem steilen Steigung hinauf, die so steil ist, dass sogar Seile gespannt waren, damit man überhaupt hoch kommt.
Anschließend geht es erstmal ein Stück Aspahlt zum Laufen und Erholen. Der dritte Platz scheint mir schon ziemlich sicher, denn der Abstand vergrößert sich weiter. Nach und nach sammle ich die letzten Läufer der Hardboys ein. Kurz nachdem ich die erste Frau der Hardboys einhole, passiert es, ich übersehe ein Schild zum Abbiegen und laufe in die falsche Richtung. Doch ich habe Glück und zwei der gerade überholten Läufer schreien mir hinterher. Der Umweg war dadurch nur sehr kurz und ich muss eben die beiden Läufer nochmals überholen.
Die natürlichen Streckenabschnitte sind anspruchsvoll und sehr abwechslungsreich, was mich überrascht, mir aber auch sehr gut gefällt. Aufgrund der Vielzahl der Hindernisse, gehe ich aber nur auf die Heftigsten ein.
Ungefähr nach der Hälfte der Strecke geht es dann ein drittes Mal ins Wasser. Dieses Mal aber keine Überquerung, sondern dem Bühler Flussbett entlang. Die 300 Meter scheinen nie enden zu wollen. Das Schlussstück ist dann so tief, dass ich sogar 20 Meter schwimmen musste. Eiskaltes Wasser und die Kleidung machen das zu keinem Zuckerschlecken und obwohl ich mich als relativ geübten Schwimmer bezeichnen würde, habe ich schon Probleme…
Gleich danach dürfen wir wieder ins Wasser springen, aber nur zum Durchqueren eines Baches. Es folgt ein Abstecher auf die BMX-Strecke und anschließend noch einmal ins Wasser. Die Tube of Fear ist ein ca. 30 langes Kanalrohr, durch welches wir auf Knien durchkrabbeln müssen.
Nach einem längeren Laufabschnitt geht es an die finalen Hindernisse im Zielbereich. Es ist zwar nur noch ein Kilometer zu bewältigen, doch dieser ist mit vielen künstlichen Hindernissen gespickt.
Zum „Aufwärmen“ muss in einen mit Wasser gefüllten Müllcontainer gestiegen und kurz getaucht werden. Danach das gleiche nochmal, um dann ordentlich durchnässt durch einen mit Sägespäne gefüllten Container durchzukrabbeln. Nach einer Kurve warten 3 Riesenstrohballen, die man, einmal hochgeklettert gerade so anspringen kann. Sogleich darf ein mit Holzstämmen gestapelter LKW-Auflieger hochgeklettert und dann durch einen weiteren mit Holzscheiteln bestückten LKW-Anhänger durchlaufen werden.
Noch bevor es ins Festzelt geht, müssen nochmal 2 Riesenstrohballen durch hochspringen mit letzter Kraft, überwunden werden. Im Festzelt, geht es dann aber nicht gleich ins Ziel, sondern erst muss noch unter der Bühne hindurchgerobbt und über eine festzelthohe Holzkonstruktion geklettert werden.
In guten 55 Minuten komme ich dann stolz als Gesamt Dritter und als Zweiter der Rats unter 40, im Ziel an. Nach einem kurzen Interview mit einem Reporter des Haller Tagblatt und des „Stadionsprechers“ steht fest, dass war keine einmalige Geschichte… Diese Hindernissläufe sind eine schöne Abwechslung zu den Standardläufen und der Rats-Runner war auch vom Preis-Leistungsverhältniss mit 39.-€, inklusive Finishershirt und Medaille in Ordnung.
Sport frei!
Thomas
Hast Du Dich fitnessmäßig speziell vorbereitet oder kann man so einen Wettkampf aus seinem normalen läuferspezifischen Training heraus bestreiten? Ich bin bisher nur auf Asphalt unterwegs und will im kommenden Jahr mal ein paar neue Läufe in Richtung Cross/Obstacle ausprobieren. Danke, Daniel