Brügelmann dürfte bisher eher den Radfahrern unter euch ein Begriff sein. Nun hat aber Brügelmann sein Sortiment um den Runningbereich ausgeweitet und um dies in der Läuferszene bekannt zu machen, mir freundlicherweise eine Skins Short Tight und ein Tank Top zum Test zur Verfügung gestellt.
Ich hatte schon lange ein Auge auf die Skins Kompressionsbekleidung, aber bisher immer deren doch sehr hohe Anschaffungskosten gescheut. Bei jeweils 49,60 € für eine Short Tight und ein Tank Top muss man sich das auch genau überlegen. Ich habe also ein Testpaket im Wert von knapp 100.- € erhalten.
Zur Auswahl stand übrigens nur die etwas günstigere A200-Reihe von Skins. Diese ist nicht ganz so stark in der Kompression und eher für den Hobbysportler gedacht. Wirft gleich die Frage auf, warum da ein Unterschied gemacht wird…
Markteinführung der SKINS A200 Kompressionsbekleidung für Männer. Die A200-Kollektion vereint ein neues, modernes Design mit der wissenschaftlich fundierten gradienten Kompression und sorgt somit für eine erhöhte Blutzirkulation und eine verbesserte Sauerstoffversorgung der Muskeln. Die A200-Linie ist für alle Sportler, die leidenschaftlich gerne aktiv sind – egal ob Laufen, Fitness oder Teamsport. Entwickelt für Männer, die im Training und im Wettkampf die Herausforderung suchen, weil SKINS dich fit hält und dich in Form bringt, weil du SKINS liebst.
Im Endeffekt entschieden habe ich mich nicht für die schwarz-gelbe Standardausführung, wie man sie ab und zu auf Wettkämpfen sieht, sondern für die viel schönere weiß-graue Ausführung.
Kommen wir zum Kernelement der Kompression. Skins umschreibt die Wirkung so:
Engineered Gradient Compression
Wir quetschen Dich nicht einfach nur zusammen. Die SKINS Gradient Compression wurde so entwickelt, dass sie den richtigen Oberflächendruck auf bestimmte Körperteile ausübt. Dadurch wird die Blutzirkulation verbessert und mehr Sauerstoff wird in Deine aktiven Muskeln transportiert – ein Energiedrink für Deine Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer.
Die erhöhte Blutzirkulation hilft auch gegen den Aufbau von Milchsäure und andere Abfallprodukte des Stoffwechsels während eines intensiven Workouts. Das Ergebnis? Du kannst härter und länger trainieren und erholst Dich schneller.
Klingt logisch, passt aber nicht so richtig zum Laufen, oder?!? Die Hauptarbeit beim Laufen wir von den Unterschenkeln und Füßen erledigt. Gut der Oberschenkel hat auch noch ein bisschen was zu tun. Noch weniger beansprucht werden Bauch und Rückenmuskulatur. Mir will einfach nicht einleuchten, dass die Kompression an diesen Körperteilen so viel Auswirkungen haben kann, wobei ich von der Wirkung von Kompressionssocken überzeugt bin.
Der Stoff „Warp Knit“ fühlt sich glatt und kühl an. Er ist vergleichbar mit dem von Adidas Techfit und wohl auch genauso empfindlich bei Reibung. Es entstehen zwar wie versprochen keine Laufmaschen, aber der Stoff reagiert mit einer Art fusseln auf Reibung.
Die Passform ist der Hammer. Durch die Krompression legt sich der Stoff perfekt um dem Körper und zeichnet ihn schön ab. Auch vom Design her ist die Short Tight und das Tank Top echt der Hammer. Hier wurden meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt.
Getestet habe ich die Skins Kompressionsbekleigung auf meinem Ergometer bei Einheiten zwischen 30 und 90 Minuten und bei Läufen zwischen 3 und 10 Kilometer (mehr kann/darf ich derzeit nicht).
Sowohl auf dem Rad wie bei Laufen wurde der Schweiß schnell nach außen transportiert, sodass der Kühleffekt angenehm bleibt.
Die „versprochene“ Leistungssteigerung kann ich gefühlt nicht nachvollziehen. Weder während des Trainings noch durch ein beschleunigte Regeneration.
Vorteile ergeben sich bei der Bekleidung eher durch den Tragekomfort. Des Weiteren hat sich durch die Kompression das Problem mit den rutschenden Pulsmesser endlich erledigt, da rutscht nichts mehr. Und auch die Short Tight kann mit einem kleinen Schlüsseltäschchen punkten.
Beim Ausziehen dann aber eine Überraschung. Wie heißt es so schön: „Nach dem Training ist vor dem Training“. Im konkreten Fall ist das Ausziehen des Tank Tops eine echte Hürde. Nach 5 Minuten verzweifelter Versuche mich des nassen Tank Tops zu entledigen. Hat sich meine Frau nach einem Lachkrampf endlich dazu erbarmt mir beim Ausziehen zu helfen. Inzwischen habe ich etwas Übung, brauche aber immer noch eine gefühlte Ewigkeit zum Ausziehen und elegant sieht anders aus…
Das Ausziehen der Short Tight hingegen ist ein Kinderspiel. Allerdings hinterlassen die Kniebündchen Druckstellen, die auch leicht unter dem Laufen zu spüren waren. Vielleicht sind meine Oberschenkel zu dick, denn am Bund hat alles perfekt gepasst.
Zusammenfassung
Vorteile:
- Passform
- Design
- Schweißtransport
- Kompression
- Tragekomfort
Nachteile:
- hoher Preis
- schwieriges Ausziehen der Kleidung
- Druckstelle Kniebündchen
Fazit:
Preis-Leistungsverhältnis passen meiner Meinung nach nicht zusammen. Zwar ist die Passform und das Design echt lobenswert, doch gibt es auf dem Markt ebenfalls gute Alternativen die vor allem günstiger sind, wie das Adidas Techfit um nur eines zu nennen.
Sport frei!
Thomas
[important]Die Produkte habe ich freundlicherweise von Brügelmann kostenlos zum Test zur Verfügung gestellt bekommen. Weder von Brügelmann noch vom Hersteller wurde Einfluss den Inhalt meines Testberichts genommen.[/important]
Hallo! Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen und ehrlichen Testbericht.
Bei den meisten Punkten kann ich dir voll und ganz zustimmen. Hier noch einige Ergänzungen…
Die Kleidung wird anhand der Körpergrösse und Gewicht festgelegt. Wähle ich z.B. beim Skins Short Sleeve Top die Grösse M, welche gem. Tabelle korrekt ist, so fühle ich im Bereich der Brust eine minimale Kompression, am Bauch ist das Material lose! Für eine echte „Kompressionswirkung“ müsste das Teil massgerfertigt sein – wie bei med. Kompressionsstrümpfen!
Auch stimmen Preis-leistung nicht überein – bekommt man doch für über 100.- ein Stück Stoff, gefertigt in China…
Den Vorteil sehe ich ebenfalls im Komfort, der unbestritten gut ist!
Übrigens, Sportstulpen und Strümpfe mit Kompression trage ich seit Jahren und bin sehr überzeugt davon.
Liebe Grüsse
Sorry, habe noch was vergessen! Zum Ausziehen des Shirts gibt es einen Trick:
1. Shirt am Bauch bis unter die Arme hochschieben (nicht rollen).
2. Mit der rechten Hand über den linken Ellbogen greifen und Shirt bei der Achsel packen.
3. Linker Arm nach rechts ausstrecken, mit rechter Hand Shirt über die Schulter ziehen.
Das muss man ein paar Mal üben, dann geht es relativ gut 🙂
Danke für den Tipp. Das werde ich gleich mal probieren!
Sport frei!
Thomas
Hi,
ist es möglich unter einer Longtight eine Boxershorts zu tragen? Es ist mir ein bisschen peinlich, aber ich habe einen recht großen Penis und Hodensack, da sieht man bei der Longtight recht viel und werde dumm angeguckt. Gibt es vielleicht eine Kombination wie man das Problem etwas abmildern kann? Bin 17.
Servus Tobi,
eine wirklich ungewöhnliche Frage, aber ich will dir ehrlich antworten.
Klar kann man eine Boxershorts unter einer Long- wie auch Shorttight tragen, aber es ist halt ein ewiges Gefummel, bis alles dort sitzt wo es hin soll. Ich persönlich trage ausschließlich Pants. Die bieten fast den gleichen Komfort und sind einfacher im Umgang.
Zu deinem Problem mit dem Genitalabdruck. Die Boxershort unter der Tight, kann sicherlich kaum etwas verbergen. Deshalb würde ich dir empfehlen, über der Tight eine normale Short zu tragen, dann sieht man nichts. Wenn du meine Titelbild etwas genauer betrachtest, siehst du, dass auch ich das so mache. Allerdings mache ich das eher aus modischen Geschichtspunkten.
Sport frei!
Thomas
Vielen Dank für deine Antwort. Werde das gleich ausprobieren mit einer Short drüberziehn, finde das sieht ganz gut aus.
Hallo Thomas,
darf ich dich noch Fragen welchen Umfang du an Wade und Oberschenkel hast?
Sind 40 cm Waden und 53 cm Oberschenkel ok, für gerade 17 Jahre alt geworden? Ich finde sie ehrlich gesagt bisschen dünn, aber beim Vergleich mit Freunden sind sie eigentlich ok.
Hallo Tobi,
ich weiß ehrlich gesagt gerade den Umfang von meinen Oberschenkeln und Waden nicht auswendig und habe leider auch gerade kein Maßband zur Hand. Allerdings gibst du ja selbst schon die Antwort. Wenn die Umfänge im Vergleich zu deine Freunden OK sind, dann passt doch alles. Auch wenn dem nicht so wäre würde ich mir als Läufer keine Sorgen machen, siehe Afrikaner, deren Knie sind oftmals dicker als der Oberschenkel…
Sport frei!
Thomas
Danke für deine Antwort!
Ich habe da noch eine kurze Frage und zwar wie das mit dem Rasieren ist. Also Schwimmer rasieren sich ja wegen geringerem Widerstand. Ist das auch beim Laufen sinnvoll? Ich habe mir mal die Beine vor ein paar rasiert gehabt, und das wurde sehr belächelt bzw. als „Schwul“ abgetan wenn sich ein Junge die Beine rasiert.
Das war damals noch bevor ich gelaufen bin und einfach mal so als „Spaß“ gedacht. Bringt sowas in Zeit gemessen vorteile oder ist das wirklich nur übetrieben wenn Jungs sowas machen?
Das Rasieren ist auch bei den Radfahrern besonders verbreitet. Aufgrund dessen, dass gerade diese Gruppe besondern in Sachen Aerodynamik aktiv ist, könnte man auch hier vermuten, dass dies der Grund für das Rasieren der Beine ist. Gerade das ist aber überhaupt nicht der Fall. Vielmehr liegt es an einer einfacheren Wundversorgung im Falle eines Sturzes und ästhetischen Gründen. Bei Läufern ist das aber überhaupt nicht verbreitet, da diese ohnehin selten stürzen. Ich für meinen Teil habe behaarte Beine, auch weil es meine Frau wünscht, da es angeblich männlicher wirkt.
Sport frei!
Thomas