Mein erster Ultra-Halbmarathon

Gestern am Samstag habe ich meinen ersten Ultra-Halbmarathon gelaufen. Wie??? Noch nie von einem Ultra-Halbmarathon gehört… Und keine Ahnung, wie lange so ein Ultra-Halbmarathon sein soll… Ist doch klar! Ein Marathon hat 42,2 Kilometer und ein Halbmarathon genau die Hälfte, also 21,1 Kilometer. Alles über 42,2 Kilometer darf sich Ultra-Marathon nennen, aber die meisten nennen sich erst ab 50 Kilometer und mehr Ultra-Marathon. Demnach hat ein Ultra-Halbmarathon, nach meiner Definition 25 Kilometer.

Als meine Frau aufstand, sagte Sie, dass Sie gern mit Lorenz zum geplanten Longjog mit gehen würde (also mit dem Fahrrad natürlich). Fand ich sofort super, da muss ich mir keine Sorgen um meine Versorgung machen. Also schnell alles zusammengerichtet und Fahrradanhänger angebaut und schon ging es los.

Wir liefen erst auf der mir bekannten Laufstrecke, aber da ich diese maximal auf 18 Kilometer ausdehnen konnte, muss ich die um mir unbekannte Wege erweitern. Ich hatte natürlich vorher die Karte ganz genau studiert und hatte Sie fast noch bildlich im Kopf… Doch als ich dann links abbiegen wollte bzw. müsste, war da kein Weg sondern nur Feld und Wiese (ca. 80cm hoch). Tja, auf Googlemaps war ein Weg eingezeichnet, aber der ist entweder erst in Planung oder schon lange nicht mehr da. Stattdessen stand an der Abzweigung eine Bank. Mitten im nirgendwo. Vielleicht ja ein Wink mit dem Zahnpfahl, dass wir Pause machen sollten… Pause machen, kam nicht in Frage und so bin ich einfach weiter auf der Suche nach einem Weg in die passende Richtung gelaufen.

Ab jetzt ging das Abenteuer los. Es ging ein Stück gerade aus, erst noch auf geteerter Straße, dann auf Schotter. Nach einer leichten Rechtskurve, war es nur noch ein Feldweg und weitere 100 Meter auf einmal nichts mehr. Wieder unwegsame Wiese. Für mich zu Fuß nicht so das Problem, aber für meine Frau mit dem Fahrradanhänger schon ein bisschen. Aber zurück kam nicht in Frage und der die Wiese ging ja nur 100 Meter.

Meine Frau schob da Stück, während ich auf der Suche nach dem weiteren Weg schaute. Leider war aber nur ein aufgeweichten und unwegsamer Waldweg zu finden. Nein, meinte Frau war schon „not amused“ von meiner Wegwahl und so lief ich schnell zurück zu ihr, und nahm ihr das Geschiebe bis zum nächsten fahrbaren Untergrund, also 200 Meter weiter. Mein Puls schoss auf 85% raus und die Pace ging auf 10:00 Min/Km zurück.

Kurz darauf, war endlich die ersehnte Landstraße erreicht. Unser Richtung stimmte also. Jetzt muss nur noch der passende Weg im Wald-Labyrinth gefunden werden. Ein Abzweigung folgte der nächsten und ich gab jeweils intuitiv die Richtung an.
Irgendwann fragte ich dann meine Frau, ob Sie das Handy dabei hätte, damit wir notfalls anrufen könnten und Sie, Lorenz und Amonty abholen lassen könnten. Glücklicherweise hatte es Sie dabei, deshalb machten wir aus, dass wir einfach die 25 Kilometer so weiterlaufen und dann anrufen.

Die Strecke

Kaum stand die Vereinbarung, tauchte rechts mein Orientierungspunkt plötzlich auf. Ich wusste sofort, wo wir sind und wie wir weiterlaufen müssen. Leider kann ich ja die Strecke nicht und deshalb, war mir Untergrund und das Höhenprofil unbekannt… Wie es halt so ist, ging es ordentlich bergauf und der Untergrund bestand Schottersteine mit einem Durchmesser von durchschnittlich 5cm. Also immer wieder schieben beim Bergauffahren. Wir sind jetzt etwa 13 Kilometer unterwegs und die Oberschenkel meiner Frau brennen bereits, Ihre Motivation ist entsprechend im Keller.

Ich versuche Sie damit aufzubauen, dass es ja jetzt dann fast nur noch bergab geht. Es gelingt mir zwar, doch mussten wir einen Weg zurück erst noch finden. Der Hinweg war ja auch als Rückweg geplant gewesen. Natürlich fand ich keinen richtigen Rückweg und so musste ich das Fahrrad wieder durchs Gestrüpp fahren und schieben.

Meine Frau hatte nun endlich die Lust verloren und wollte eigentlich heimfahren. Doch als ich sagte, jetzt bei Kilometer 15 wo es für mich langsam schwierig wird, willst du mich alleine lassen? Mein Spruch half wie ein Wunder. Meine Frau war wieder motiviert und gut gelaunt – Lorenz hat die meiste Zeit in seinem Buch gelesen oder die Fahrt einfach nur genossen. Sie Frau hat wieder mal die Kamera mit dabei gehabt und ich hab euch ein kleines Video vom Lauf zusammen geschnitten.

Bei Kilometer 17 konnte mein Anhang eine kleine Pause am Leitenweiher, während ich eine Schleife lief. Langsam begann ich die Müdigkeit meiner Muskeln zu merken und auch ein ständiges Streifen einer Sehne am rechten Knöchel war zu spüren, tat aber nicht weh.

Bei Kilometer 20 ging es wieder ein stück bergauf. Nun war das Schieben, während meine Frau auf dem Fahrrad weiterhin in die Pedale trat, zur reinen Folter.

Die Halbmarathon-Marke passierte ich bei 1:57:34 und fühlte mich wie bei meinem Rieskrater-Halbmarathon, den ich in 1:36:40 lief. Aber den Trainingslauf jetzt einfach zu beenden, kam für mich nicht in Frage. Ich hatte ein Ziel, die 25 Kilometer zu laufen. Bis Kilometer 24 lief ich wie in Trance, damit die 25 voll werden müsste ich noch eine Ehrendrunde drehen. Meine Frau hielt an unserem Haus  an und ging mit Lorenz und Amonty rein. Ich wollte eigentlich noch eine Waldrunde dranhängen, doch weil ich bereit echt am Ende war und Angst hatte auch nur einen Meter zuviel zulaufen, lief ich nur bis zum Sportplatz und lief solange im Kreis, bis die 25 voll waren.

Als ich so im Kreis lief viel mir dann leider erst ein, dass mein derzeitiger Trainer Peter Greif ja noch ein TestoTraining direkt im Anschluss verlangt. Das Training bedeutet konkret, 5x50m Sprint. ein Tartanbahn mit 70 Metern länge grenzte direkt an, also riss ich mich zusammen und zog auch noch das TestoTraining durch. Nun weis ich auch wovon die Rede war, als ich im Trainingsplan las „Das ist wohl das Härteste was man einem Amateursportler zumuten kann“.

Den 25 Kilometer „Ultra-Halbmarathon“ lief ich in 2:19:30. Spaß hat der Lauf mit meiner Familie am Ende trotzdem gemacht und natürlich überwiegt nun der Stolz, meine persönliche Grenzen wieder einmal verschoben zu haben.

Sport frei!
Thomas

2 Antworten auf „Mein erster Ultra-Halbmarathon“

    1. Derzeit trainiere ich nach Greif und soll dies nun auch jede Woche machen.

      Danke für dein Vertrauen in mein Laufvermögen, mal schauen, was ich in nächster Zeit leisten kann.

      Sport frei!
      Thomas

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