Härteprüfung beim Burgbernheimer Berglauf

photo118Inzwischen zum dritten Mal stand ich beim Burgbernheimer Berglauf über die Langstrecke am Start. Mir ist also die Strecke bestens bekannt und auch, dass dieser Lauf der härteste Berglauf in unserer Region ist. Und dennoch bin ich jedes Jahr aufs Neue geschockt, wie hart der Lauf in Wirklichkeit ist.

Noch am Vortag stand mein Start noch in den Sternen, denn die Erkältung, die ich inzwischen seit 2 Wochen mit mir herumschleppte, war immer noch nicht abgeklungen und machte nachts in Form von Husten Probleme und ich kam aufgrund einer Abendveranstaltung erst um 2:30 Uhr ins Bett. Trotzdem habe ich den Wecker auf 6:00 Uhr gestellt, mit der Option, mich einfach umzudrehen und weiter zu schlafen.

Überraschender Weise war ich aber hell wach, als mein Wecker klingelte und fühlte mich auch fit genug einen Wettkampf zu bestreiten. Also schnell, während die ganze Familie noch im Bett liegt, Sachen packen, mit Amonty kurz um die Ecke Gassi und 2 Toastbrote einschmeisen und ab dafür.

Selten klappt die Anreise so reibungslos wie heute. Die Örtlichkeiten sind mir bestens vertraut und ich melde noch meinen Vereinskollegen Rainer Kirsch nach. Es blieb noch genügend Zeit, ein bisschen Werbung für unseren eigenen Hesselberglauf am 05.09.15, in Form von Verteilen von Flyern, zu machen.

Gemeinsam mit Rainer, der zum ersten Mal bei diesem Berglauf am Start stand, bin ich den ersten Kilometer des Laufes zum Warmlaufen abgelaufen. Das Wetter war herrlich, nicht zu warm und die Sonne schien. Der Wind spielte auf der ohnehin wenig windanfälligen Strecke kaum eine Rolle.

Zum Start stellte ich mich aufgrund meiner Vorjahresplatzierung als Gesamt 6. in die erste Reihe. Witziger weise stellten sich ein Teil der Favoriten extra in die zweite oder dritte Reihe. Als der Startschuss fällt, rennt Vereinskollege Rainer, der es eigentlich locker angehen wollte, dem Feld voraus. Allerdings nicht lange und er ordnete sich sich weiter hinten ein.

Ich laufe in der 6-köpfigen Führungsgruppe, die schon nach 300 Metern eine Lücke nach hinten gerissen hat. Schon auf dem ersten Kilometer merke ich, dass mir das Tempo eigentlich zu schnell ist, weshalb ich mich ganz hinten einordne und ein bisschen abreisen lasse.

Auf einer kurzen Bergabpassage kann ich ein bisschen auf die Führungsgruppe aufschließen, kurz darauf, leitet ein Streckenposten die Führungsgruppe falsch, was allerdings der letzte in der Gruppe (Vorjahressieger Andreas Lassauer) merkt und nach kurzer Nachfrage mit dem Streckenposten klärte. Die Gruppe muss kehrt machen und die Führenden sind somit 100 Meter Umweg gelaufen. Ich profitiere davon und habe damit den Anschluss an die Gruppe wieder.

Meinen Anschluss verliere ich aber recht schnell wieder und merke, dass es heute einfach nicht rund laufen will und viel zu anstrengend ist. Verzweifelt versuche ich mein Tempo zu finden, was aber aufgrund der Bergprofils und der ständigen Wechsel sehr schwer ist.

Ich merke wie ich langsam von hinten eingeholt werde. Den ersten steilen Abschnitt mit einer Steigung von ca. 15% laufe ich nicht, sondern gehe ich gleich hoch, da man bei solch steilen Passagen im Gehschritt fast genauso schnell, wie im kräftezehrenden Laufschritt, ist. Mein Verfolger holt mich zwar ein, doch nachdem er an mir vorbei war, macht er keinen Meter mehr gut. Wahrscheinlich war er durch meinen Gehschritt angespornt und hat dann gemerkt, dass ihm die Kraft ausging.

Oben angekommen, hängte ich mich an ihn dran und hatte zeitweise Probleme zu folgen. Auf Abwärtspassagen schloss ich immer auf, was ich vorher verlor. Auf einem flachen Straßenstück unterhielten wir uns kurz und ich fand heraus, dass es seine erste Teilnahme war und seine Bestzeit auf 10km 37:30 Min. betrug. Demnach wäre ich wohl ein bisschen stärker, obwohl mir das aktuell überhaupt nicht so vorkam, denn er bestimmte klar das Tempo. Bis zum Ende der ersten Runde blieben wir beieinander und er erweckte den Eindruck mich wohl auf der zweiten Runde abhängen zu können. Umso überraschter war ich, als ich ihn nach der letzten Rampe vor dem Start/Zielbereich langsam aber sicher abhängte.

So gestaltete sich die zweite Runde recht einsam und damit sehr schwierig für mich. Ich hatte vorne keinen zur Orientierung und der Abstand nach hinten, war ohne sich ständig umzudrehen nicht zu kontrollieren. Der abgehängte LAC Quelle-Läufer viel weit zurück, aber es gab noch andere Läufer, die ungefähr ca. 100 Meter hinter liefen.

Auf dem Serpentienen, welche ich auch im Gehschritt bestritt, blickte ich nach hinten und sah, dass mein Abstand noch konstant blieb, aber meine Verfolger im Laufschritt hoch liefen. Zu diesem Zeitpunkt, war ich aber bereits durch, obwohl es gerade mal die Hälfte der Strecke bestritten war. Gejagt, gab ich mein Bestes, wurde aber merklich langsamer. Umso mehr verwunderte es mich, dass ich den Abstand aufrecht halten konnte.

Bevor es auf das Bergplateau hoch ging, blickte ich nochmal um mich und war erstaunt, dass mein Vereinskollege Bernhard Kisch plötzlich meine Verfolgergruppe einkassierte und schnell auf mich aufschloss. Noch bevor ich das Plateau erreichte, hatte er mich einkassiert und ich versuche an ihm dran zu bleiben. Schließlich wusste ich, dass die meisten Höhenmeter nun hinter uns lagen und Bernhard bergab mir gegenüber klar unterlegen ist (siehe Hesselberglauf 2012).

Ich gab wirklich alles, doch musste nach etwa einem Kilometer einsehen, dass ich das Tempo nicht bis zum 4 Kilometer entfernten Ziel mitgehen könne. Zumindest der Abstand nach hinten mit 50 Meter konnte ich aufrecht erhalten und das genau das war von nun an auch mein Ziel.

Nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Plateau ging es endlich abwärts. Ich lies es richtig rollen, schließlich fehlte mir auch die Kraft zum Bremsen und lief so ein gefährliches Vollgas bergab. Ich glaube so schnell war ich noch nie unterwegs, denn der Aufprall war so hart, dass er mir Schmerzen in der Lendenwirbelsäule bereitete.

So hatte ich schnell wieder auf Bernhard aufgeschlossen, zog vorbei und riss auch gleich eine Lücke.

Natürlich schloss Bernhard die Lücke gleich wieder, als es bergauf ging. Aufgrund dessen, dass es bald wieder bergab gehen würde, gab ich mehr Gas, als es zum diesem Rennzeitpunkt angemessen gewesen wäre und sorgte dafür, dass er hinter mir blieb. Auf dem kommenden Bergabstück riss ich daraufhin wieder eine gut 50 Meter große Lücke.

Leider waren wir nun unten angekommen und von nun an waren es noch 2 Kilometer bis in Ziel, die auf geraden oder Steigungen führte.

Ich hatte schon mehr gegeben, als heute für mich drin war und so hatte Bernhard mich auch gleich wieder eingeholt und meine Versuche verzweifelt an ihn dran zu bleiben waren leider vergebens.

Jetzt hieß es nur noch meinen 7. Platz zu halten und ins Ziel zu retten. Zwar schmolz mein Abstand dank der letzten „Heartbreakhill“-Rampe auf wenige Sekunden, doch ich rette zumindest diesen noch ins Ziel.

Mit meiner Endzeit von 58:54 Minuten bin ich fast 30 Sekunden langsamer als letztes Jahr und damit nicht ganz zufrieden. Wenn man aber bedenkt, dass ich leider immer noch nicht ganz fit war und unsere Baustelle (wir sanieren unser Haus) Zuhause in den Oberschenkeln hatte, geht das Endergebnis in Ordnung.

Leider flammte der Husten direkt im Ziel wieder auf, sodass das ich fast gekotzt hätte, es aber noch rechtzeitig mit was zum Trinken unter Kontrolle brachte.

Ausgelaufen bin ich dann wieder mit Vereinskollege Rainer, der nur 30 Sekunden nach mir ins Ziel kam. Sogar das Auslaufen war ungewöhnlich hart und ich war froh, als wir nach 2km zurück am Parkplatz waren.

Es war wieder ein tolles Event und obwohl ich kein Bergläufer bin, fasziniert mich dieser Berglauf immer wieder aufs Neue. Am Ende bin ich froh, mich aufgerafft zu haben und so steht heute schon fest, dass ich nächstes Jahr wieder mit von der Partie bin.

Sport frei!
Thomas

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Siehe auch:

2 Antworten auf „Härteprüfung beim Burgbernheimer Berglauf“

  1. Hallo Thomas,
    super Leistung. Dann kannst ja beim Rats-Run in Bühlertann abräumen, wie letztes Jahr? Kommst Du? Ich bin ja dieses Jahr dort erstmalig auf der Langdistanz dabei…. Sportliche Grüße Paul

    1. Servus Paul,
      den Rats-Runner in Bühlertann habe ich ganz vergessen. Nach Rücksprache mit meiner Frau geht ein Start dort in Ordnung. Wir werden uns also wahrscheinlich dort sehen…

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