Das war ein harter „Brocken“ – Bloggercamp 2014 Teil 2

Startblog-F-Bloggercamp-14-072Die Nacht war nicht besonders erholsam. Um kurz vor 05:00 Uhr musste ich auf die Toilette, was dank knarrendem Dielenboden auch sicherlich die halbe Mannschaft mitbekommen hat. Als ich zurück ins Zimmer kam, erhob mein Zimmergenosse Heiko seinen Oberkörper, wirft mir wortlos einen richtig bösen Blick zu und lässt sich wortlos zum Schlafen wieder ins Bett fallen. Mein schlechtes Gewissen ist perfekt und so richtig schlafen ist auch nicht mehr drin.

Um kurz vor 6:00 Uhr stehe ich auf. Gerd, der auch schon wach ist, macht bereits Kaffee. Ich gehe erst mal zum Duschen und danach helfe ich beim Auftischen des üppigen Frühstücks. Das war ein echtes Highlight und für mich und der perfekte Start in den Tag. Nadin hatte einige Köstlichkeiten dabei, wie Matchatee mit Sojamilch oder ein giftgrünes selbstgemachtes Müsli, welches mit Reismilch ein wahrer Gaumenschmaus ist. Auch die selbstgemachten Brotaufstriche (Erdbeer-Chiasamen und Nuss-Mus) harmonierten hervorragend mit meinem selbstgemachten Eiweißbrot.

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Nachdem Eddy und Phil eingetroffen sind, konnten wir um kurz nach 10:00 Uhr uns endlich auf die Reise begeben. Hannes hatte im Vorfeld sich richtig Mühe gemacht und Strecken für jeden Geschmack mit GPSies geplant und wir hatten entsprechende Tracks auf unseren Garmin-GPS-Uhren, sodass wir per Wurmnavigation den Weg ablaufen wollten. Wir fuhren also erst einmal nach Elend, ja der Ort heißt wirklich so, um von dort aus zu starten.

Die Strecke sah vor, gemeinsam bis nach Schierke zu laufen und dort die Gruppe zu trennen. Die einen wollten die große Runde mit 30 Kilometern und die Anderen die Runde mit 15 Kilometern laufen. Beide Strecken haben als Hauptziel natürlich den Brocken, der mit 1142m der höchste Berg Norddeutschlands ist.

Vor dem Start muss natürlich jeder das obligatorische Startfoto machen. Zeit hatten wir ja genug, denn der Lauf war der einzige geplante Programmpunkt für das Wochenende, und bis zum Deutschlandspiel um 21:00 Uhr werden wir es wohl zurückschaffen ;-)…

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Hier begann das "Elend"Eddy 1

 

Wir liefen sehr gemütlich los, um gleich mal nach 500 Metern die erste Pinkelpause zu machen, daran schloss sich nahtlos eine regelrechte Fotosession, an einer relativ unspektakulären Brücke, an. Ich glaube am Ende haben wir für den ersten Kilometer 15 Minuten gebraucht. Es ging aber ähnlich schleppend weiter, dieses Mal lag es aber an unserem Navigator Hannes, der seine geplante Strecke wohl nicht so recht fand und uns auch mal in eine Sackgassen führte. Spaß hatten wir gerade deshalb umso mehr, brauchten aber für die ersten 3 Kilometer tatsächlich fast eine halbe Stunde.

Danach liefen wir aber mal 2 Kilometer relativ konstant weiter, zwar auch langsam, was aber jetzt schon am Höhenprofil lag. Es ging schon ordentlich bergauf und alle fielen immer wieder in den Gehschritt, um nicht jetzt schon für später benötigtes Pulver zu verschießen.

Bei Kilometer 5, hinter einem Bahnübergang bei Schierke trennten sich unsere Wege. Da ich heute WM-Laufspiel gegen Deutschland habe, begebe ich mich natürlich auf die lange Runde und laufe gemeinsam mit Ruben, Heimo, Marek, Henrik und Hannes weiter. Der Weg der langen Runde führt an mehreren Klippen vorbei, sodass wir im Höhenprofil unserer Strecke praktisch 2 Berge haben.

20140621_103313 20140621_103929 20140621_111301 Was mache ich blos...Startblog-F-Bloggercamp-14-016 Startblog-F-Bloggercamp-14-015Wo ist nochmal der Weg Hannes?Ja Eddy, wir laufen uns noch warm.

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Die Strecke zu den ersten beiden Klippen passt perfekt, doch dann kommt die Tücke, der Streckenplanung am PC voll zum Tragen. Was nämlich am PC nach belaufbarer Strecke aussieht, heißt noch lange nicht, dass man da auch in Wirklichkeit laufen kann. So finden wir die geplante Strecke zur nächsten Klippe nicht und sind plötzlich mitten im nassen Dickicht. Nach ein bisschen kämpfen durch den Dschungel des Harzes, waren wir alle bis zur Knie (ich bis zur Hüfte) klatschnass. Unser Navigator Hannes fand aber bald einen belaufbaren Weg. Kurz darauf treffen wir auf zwei pausierende Wanderer, die uns den weiteren Weg dann dankbarerweise erklären.

Auf dem Weg nach oben wird es immer kälter. Kein Wunder, es war ja auch Nieselregen angekündigt. Kaum sind wir bei Kilometer 9 oder 10 oben angekommen, friert es mich auch durch den recht starken Wind. Bei einer kurzen Pause, ziehe ich meine Regenjacke an. Die Handschuhe haben ich ja bereits vorher an gehabt und auch dringend gebraucht.

Nach Unten lassen es Hannes und ich mal etwas schneller rollen und hängen dabei immer wieder Marek, Henrik, Ruben und Heimo ab. Natürlich warten wir immer an Wegkreuzungen um sie nicht zu verlieren.

Als wir ganz unten angekommen waren, machten wir an einer kleinen Brücke Mittagspause, schließlich ist es inzwischen schon nach 13:00 Uhr. Zum Mittagsessen gab es, wie es sich für Läufer gehört, diverse Energiegels und Kohlenhydratriegel. Hannes setzte dem, mit einem Redbull Engeryshot, eins drauf – da will wohl einer unbedingt als erstes oben sein…

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Vom „Mittagessen“ gestärkt stand uns der Anstieg zum Brocken bevor. Die nächsten 6 Kilometer geht es nur noch bergauf, mal steil und mal steiler… Wie soll es auch anders sein, irgendwie muss man ja auf die 600 Höhenmeter bis zur Spitze auf 1142m unterbringen.

Ab hier muss jeder sein eigenes Tempo finden und an Konversation ist auf diesen Kilometern nicht zu denken, stattdessen ist hin und wieder ein Stöhnen zu vernehmen. Ich versuche immer vorne bei Henrik und Hannes mitzuhalten, die beide ein unheimliches Tempo vorlegen. Auch Marek sitzt mir immer wieder im Nacken. Zwar ist das hier kein Wettkampf, doch packt mich der Ehrgeiz zumindest als zweiter, nach Hannes am Gipfel sein zu wollen. Schließlich sind die besten Wettkämpfe die, bei denen der Andere nicht weiß, dass es ein Wettkampf ist ;-P

Henrik legt ordentlich vor und ich kämpfe mich nach und nach in ihn heran. Bei der Hälfte der Strecke habe ich ihn und kann ein bisschen Land gut machen. Es ist unglaublich anstrengend hier hoch zu laufen bzw. teilweise zu gehen. Wir laufen den relativ wenig frequentierten Hirtenstieg hoch, vorbei an wie Eskimos gekleidete Wanderer. Zu recht, denn es ist windig und arschkalt. Davon merken wir allerdings recht wenig, denn der Schweiß läuft nur so in Strömen, trotz kurzer Hose und zweilagigem Shirt. Die Wanderer staunen nicht schlecht, bei dem Tempo, dass wir an den Tag legen. Teilweise werden wir sogar angefeuert und es kommt Stimmung wie beim Zieleinlauf auf – einfach herrlich.

Hannes scheint richtig gut mit dem Bergauflaufen zurecht zu kommen, denn Henrik und ich können da kaum mithalten. Aber an der 1000 HM-Grenze nimmt er den Druck raus und wartet auf uns. Henrik lassen wir gleich ein Stückchen hinter uns gelassen. Wir laufen die letzten 1,5km gemeinsam.

Bis auf die letzten paar Meter kann ich mithalten und komme nur kurz nach Hannes oben an. Es ist sehr neblig, windig und kalt. Als Henrik und Ruben auch eintreffen ziehen wir uns die Jacken über und machen einen kleinen Läufersnack. Dieses Mal gibt Hannes eine Runde Aldi-Müsliriegel aus. Die haben wir uns nach dem harten „Brocken“ auch redlich verdient.

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Wir warten ca. 10 Minuten auf Marek und Heimo und entscheiden uns dann, das Warten ins Warme zu verlagern. So viele Möglichkeiten gibt es ja schließlich auf dem Brocken auch nicht und die werden uns wohl finden. Das Brockenhaus ist bei dem Wetter natürlich rappe voll und für uns ist nur noch ein Stehplatz in der Vorhalle frei. Knappe 10 Minuten später ist treffen auch Heimo und Marek ein. Wir entscheiden, uns hier nur kurz auszuruhen, umzuziehen und eine Läufermahlzeit (Gel oder Riegel) einzunehmen, um dann weiter zu laufen.

Vor dem Rückweg über die geteerte Hauptzufahrtsstraße machen wir noch das obligatorisches Gipfelstürmerfoto am „Brocken“. Auf dem Weg nach unten wird uns klar, woher die ganzen Touristen im Brockenhaus herkamen. Die Straße ist stark frequentiert und neben der berühmten Brockenbahn bringen geschätzte 20 Pferdekutschen mit Anhänger (mit Platz für bis zu 20 Personen) die Leute hoch und runter. Wir sind keine 5 Minuten unterwegs, schon kommt die Sonne raus und es wird angenehm warm. Also Jacke wieder runter…

Bergab lassen wir es wieder rollen. Ruben, Hannes und ich machen wieder den Stoßtrupp und genießen die teilweise begeisterten und teilweise geschockten Blicke der Wanderer und Touris in den Kutschen. Es macht richtig Spaß Kutschen im Laufschritt zu überholen.

Irgendwann wird uns aber der geteerte Weg zu blöd und wir laufen eine Abkürzung über einen richtig geilen Trail. Der war richtig schwer zu laufen, aber mit einem Affenzahn hat es einfach nur richtig Spaß gemacht. Unten angekommen, wäre ich am liebsten nochmal hoch um den Abschnitt nochmal zu laufen.

Gut zwei Drittel des Weges nach unten haben wir hinter uns und es wird wieder windig und kalt. Unglaublich wie wechselhaft das Wetter an diesem Ort ist, wofür er aber bekannt ist.

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Inzwischen nehmen wir es mit der geplanten Route nicht mehr so eng und laufen immer wieder andere Wege, die aber zumindest in die geplante Richtung führen.

Kurz vor Schierke machen wir nochmal ein symbolträchtiges Gruppenfoto, bevor wir endgültig die geplante Route verlassen. Ab jetzt orientieren wir uns aus einer Kombination aus Himmelsrichtung, GPS-Daten und vor allem Wegweisern.

Wir laufen einfach an der „kalten Bode“ (Fluss) entlang und kommen dann automatisch in Elend an. Leider entscheiden wir uns einmal für die falsche Seite des Baches und landen in einer Sackgasse. Natürlich trete ich den nur 150 Meter langen Rückweg nicht an und entscheide mich als Einziger für eine Bachüberquerung. Steine waren eigentlich genügend vorhanden, doch meine Beine waren schon ein bisschen müde, sodass ich bei einem Sprung etwas einknicke und den linken Fuß voll durchs Wasser ziehe. Naja, nun ich hatte zumindest genügend Zeit meinen Kompressionsstrumpf auszuwringen.

Bis nach Elend läuft es dann ziemlich locker, klar es ging auch immer leicht bergab. Ruben ist am Ende glaube ich ziemlich froh die 32 km und 1.100HM geschafft zu haben und gegleitete Heimo auf der Rückfahrt, der „gerne“ mit gelaufen wäre, aber natürlich sein in Elend parkendes Auto zurückbringen musste.

Damit bleiben Hannes, Henrik, Marek und ich übrig. Wir wollen den Marathon noch voll machen und die 10 Kilometer nach Hohegeiß laufen. Henrik aber nur, wenn Hannes und ich nicht nochmal so ein Tempo wie die letzten 3 Kilometer vor Elend (5:05 Schnitt).

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Wir entscheiden uns an der kalten Bode entlang zu laufen, da kommen wir sicher ans Ziel und der Weg kann keine größeren Erhebungen haben, denn auch unsere Beine haben für heute genug Höhenmeter geschrubbt. Eigentlich ein guter Plan, wenn der Fluss nicht einen Knick gemacht hätte und uns in die falsch Richtung leitete.

Von einem gemütlichen Lauf, wie ihn Henrik gefordert hatte, kann aber nicht die Rede sein. Marek rennt uns allen davon und wir versuchen mit ihm Schritt zu halten. Als die Pace dann schon langsam in Richtung 4:30 geht, hängt er auch mich ab.

Nach 3 Kilometern trifft Marek auf eine Gruppe Mountainbiker und fragt zum Glück nach dem Weg. Nun wird uns klar, dass wir einen Umweg gelaufen sind. Anhand einer altmodischen Karte, ermitteln wir den zu laufenden Weg. Nichts mehr mit keine Höhenmeter mehr laufen. Unser Weg führt sofort bergauf und beim Blick auf die Karte wird klar, dass wir noch ein paar Höhenmeter vor uns haben.

Karte-Brockenlauf

Zumindest haben wir uns die Himmelsrichtung gemerkt und kämpfen uns so weiter bis zum nächsten Schild, dass unser Zwischenziel „Tanne“ (Dorfname) anzeigt. Ab hier haben wir zumindest wieder Wegweiser die uns den Weg und dessen Länge anzeigen. Uns wird klar, dass es wohl mit „nur“ Marathon nichts wird. Es geht schon eher in Richtung 50km. Noch gehe ich aber davon aus, dass wir uns in Tanne abholen lassen.

Inzwischen ist mein Trinkvorrat von 1,5 Litern aufgebraucht. Hätte ich gewusst, dass wir so weit laufen, hätte ich die 2l-Trinkblase vollgemacht.

Es fängt an zu nieseln, was natürlich die Laune etwas trübt, aber wir sind relativ gut ausgestattet, sodass der Regen uns nicht besonders auskühlt. Die meiste Zeit laufe ich voran und lasse mich von hinten Navigieren oder suche selbst den Weg. Das hügelige Gelände kostet und unglaublich viel Kraft und zwingt uns immer wieder zu kleinen Steh- oder Gehpausen.

Kurz vor Tanne wird dann der Regen etwas stärker. Ich ziehe mir die Mütze über den Kopf und das Tempo bis auf 4:15 Pace an. Unglaublich, dass ich kurz vor Marathon zumindest mehrere Hundert Meter in dem Tempo noch laufen kann. Am Orteingang von Tanne haben wir dann den Marathon geschafft. Kleine Pause zum „Markieren“ und weiter ging es bis zum nächsten Infopoint mit Kartenübersicht.

Wie selbstverständlich fordere ich Marek auf, Heimo anzurufen und uns abholen zu lassen. Doch ich bin anscheinend der Einzige, der sich abholen lassen würde. Die anderen Drei wollen zu meinem Entsetzen weiterlaufen. Ich hadere kurz mit mir und lasse mich dann aber auch wegen des WM-Spiels breitschlagen – OK, die Blöße wollte ich mir nicht geben…

Also laut Plan und Wegeschilder sollten es 1,5km bis nach Sorge und von dort aus 4 km bis nach Hohegeiß. Ich will eigentlich nur noch ankommen und laufe im Stechschritt voran. Der Weg führt uns leider über eine nicht gemähte Wiese, deren Gras bis zum Bauchnabel reicht und durch den vorher erwähnten Regen nass ist. Es dauert keine 100 Meter und ich bin bis zur Hüfte komplett durchnässt – ja auch die Unterhose. Mit meinem Vorauslaufen habe ich sicherlich einen Großteil des nassen Grases abgeschüttelt bzw. durch meine Kleidung aufgesogen, doch insgeheim hoffe ich, dass auch die Anderen zumindest ein bisschen nass werden.

In „Sorge“ macht Marek nochmal ein kleines Filmchen, auf welchem Henriks Nase läuft, Hannes Luftlöcher starrt und ich verzweifelt mein Smartphone zum Laufen versuche zu kriegen, die Motivation hält sich also in Grenzen. Wir haben 44 km in den Füßen, es waren noch 4 Kilometer bis zum Hexenhäuschen angeschrieben und dann gibt es endlich wieder Wasser und Wärme.

Henrik 5Henrik 1

Einmal noch aufrappeln und irgendwie werden die letzten Kilometer schon laufen oder notfalls gehen. Kurzzeitig überlege ich, ob ich die letzten 2 Kilometer bis zu den 50km voll machen soll, doch den Gedanken verwerfe ich schnell wieder, denn ich bzw. wir sind echt am Ende unserer Kräfte und ohne ein paar Schlucke von Henriks Wasserreste aus seinem Trinkrucksack, wäre an Laufen jetzt schon nicht mehr zu denken. Starken Durst habe ich ja schließlich schon seit den letzten 4 Kilometern und pro gelaufenen Meter komme ich immer nähere an die Grenze meine erste Fata Morgana zu sehen. Dabei kommt es mir wie blanke Ironie vor, dass meine Kleidung triefnass ist und wir an einem rauschenden Fluss entlang laufen.

Henrik und ich laufen voran und hängen Marek und Hannes ab. Ich weiß wirklich nicht wie wir das gemacht haben, aber wir waren immer noch im 5:00 Schnitt unterwegs, obwohl es leicht bergauf auf Schotterwegen ging.

Henrik fängt langsam an zu schwächeln und lässt eine Lücke von 100 Metern reisen. An einer Wegkreuzung kommt dann Verwirrung auf. Ein Schild zeigt an, dass es rechts 2,7 km nach Hohegeiß sind und ein weiteres Schild zeigt an, dass es geradeaus 2,6 km nach Hohegeiß sind. 100 Meter mehr laufen – no way- wir laufen natürlich geradeaus. Eine Fehlentscheidung wie sich später rausstellen wird. Henrik und ich haben leider nicht gemerkt, dass wir gestern an gleicher Kreuzung gelaufen waren und rechts hoch direkt die 1,5 Kilometer zu unserer Hütte gelaufen sind.

Marek und Hannes sind zu diesem Zeitpunkt bereits gegangen, haben aber sich an dieser Kreuzung richtig für den direkten Heimweg entschieden. Ein weiterer Beleg für meine Theorie, dass Laufen dumm macht.

Henrik schwächelt immer mehr und 500 Meter vor Hohegeiß an der vermeintlich letzten Steigung bricht er ein und ich hänge ihn ab. Ich verbiete mir regelrecht in den Gehschritt zu fallen, wohl wissend, aus diesem Gehschritt nicht mehr in den Laufschritt wechseln zu können. Ich kann es schwer beschreiben, wie ich mich zu diesem Zeitpunkt fühle. Es schmerzt alles und man hat überhaupt keine Power mehr, der Körper funktioniert nur noch wie ferngesteuert. Die Wahrnehmung ist beschränkt, der totale Tunnelblick, wie bei einem Vollrausch. Ein Runnershigh stelle ich mir aber anders vor.

Endlich Häuser, endlich in Hohegeiß. Dann gleich der Schock durch die Gewissheit, dass ich noch gut 1-1,5 Kilometer bis zum Ziel habe. Naja damit stand dann fest, dass wir die 50km voll bekommen würden. Zum Glück ging es jetzt erst mal bergab. Nur die letzten 500 Meter geht es nochmal hoch und hier erlaube ich mir auch den Gehschritt.

Oben angekommen, bin ich total stolz, als erster ins Ziel zu kommen und reibe mir die Augen, als ich Hannes gerade eintrudeln sehe. Wo kommt der denn jetzt her??? Er klärt mich dann über die erwähnte Kreuzung auf und dann kommt auch schon Marek eingetrudelt. Eine Runde High-5 für die erbrauchte Hochleistung und meine ersten Ultramarathon. So habe ich mir das nicht vorgestellt, bin aber unglaublich stolz und vergesse vor lauter Freude meine Durst und Hunger.

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Marek fragt mich nach Henrik, der in spätestens 5-10 Minuten hier eintrudeln müsste und läuft ihm entgegen. Als er aber auch nach knapp 10 Minuten nicht eingetrudelt war, lasse ich mich von Eddy überreden ihn zu suchen. Schließlich machen wir uns Sorgen. 500 Meter vom Camp entfernt läuft mir Marek entgegen und ich denke es wäre Henrik. Eine ganz verwegene Konversation entsteht, bis ich es meinen Fehler realisiere. Gemeinsam laufen wir meine Laufweg bis zu der Stelle zurück, an welchem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt wissen wir aber nicht, dass Henrik über einen zweiten Weg von hinten ins Camp eingetrudelt ist, gerade als ich das Camp verlassen hatte. Auf die Idee, Marek oder mich per Anruf darüber zu informieren kommt aber niemand. Erst als wir verzweifelt den kompletten Weg abgelaufen waren und im Camp angerufen haben um die Suche per Auto weiterzuführen, erhalten wir die Info, dass sich unsere Suche erledigt hat. So kamen am Ende nochmal gute 3 Kilometer zusammen und ich habe damit 53,3 km an diesem Tag gelaufen. Reine Laufzeit waren es knappe 6 Stunden.

Selten habe ich mich über Leitungswasser und eine Dusche mehr gefreut als heute. Am liebsten hätte ich mich in die Dusche gelegt und dort geschlafen. Aber als sich meine Haut langsam rot aufgrund des heißen Wasser färbt, kann ich mich überwinden und die Dusche verlassen.

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Bis ich umgezogen war, stand das Essen schon auf dem Tisch und ich konnte gar nicht genug von Nadin´s Quinoa und Mungobohnen bekommen, aber auch die Nudeln mit verschiedenen Tomatensoßen schmecken richtig geil. Klar wird mit Bier und Wein auf den ersten Ultra angestoßen. Das Deutschlandspiel gerät fast, aber auch nur fast zur Nebensache.

Achja, das WM-Laufspiel habe ich übrigens mit 53:0 gewonnen und damit schon fast sicher im Achtelfinale.

Sport frei!
Thomas

Die Fotos stammen natürlich nicht alle von mir. Es sind auch welche von meinen folgenden Bloggerkollegen dabei, denen ich für die zur Verfügungstellung hiermit danke:

Siehe auch:

18 Antworten auf „Das war ein harter „Brocken“ – Bloggercamp 2014 Teil 2“

  1. Sehr schöner und mitreißender Bericht von deinem ersten Ultra! Das war ein wundervoller Lauf und genau der richtige Moment, für deinen ersten Ultra 😉 Großen Respekt noch einmal!

    – Und, das waren keine Aldi-Riegel, sondern Penny-Riegel ;-D

  2. Hey du Ultra man das war eine großartige Leistung am Samstag! Hat grossen Spaß mit dir gemacht!

    Kleiner erhobener Zeigefinger: nach 50km und den erschöpften Vorräten hättest du Henrik nicht mehr allein lassen dürfen. Klar waren wir kurz vor dem Ziel, aber wir waren ja nicht im Wettkampf (zumindest wir haben es nicht so gesehen!) und gerade auf so einem Ritt darf keiner am Ende allein bleiben. Handy war ja auch alle.

    Schön, dass du dabei warst! Glückwunsch zur Leistung und bis zum nächsten Mal!

    1. Danke Marek.

      Ich habe es am Ende auch nicht als Wettkampf gesehen, sondern wollte einfach, dass es ein Ende hat… Natürlich hatte ich dann auch ein schlechtes Gewissen und mich dann mit auf die Suche gemacht, obwohl ich wie du auch erschöpft war. Dass ich ihn aber auch noch so abhängen konnte dachte ich auch nicht. Naja Strafe habe ich dann ja mit den 3 Extrakilometern auch bekommen. Schade, dass du unschuldig mit mir leiden musstest.

      Sport frei!
      Thomas

  3. Toller Bericht… und ja, an dem Tag hat es mir wirklich gereicht, aber das habe ich ja schon gesagt. Nicht ganz auf der Höhe und dann mit der falschen Ausrüstung unterwegs (eine Begründung die ich wirklich selten gelten lasse) haben dafür gesorgt, dass es schon so die bessere Entscheidung war… aber Respekt wie ihr das bis zum Ende durchgezogen habt… du ULTRA! 😉

    1. und es war sehr schön, dich kennenzulernen. Vielleicht sehen wir uns ja wirklich noch beim EBM… mal schauen 😉 … wobei man dich dort auch nur von hinten sehen würde, du Rakete

  4. Hallo Thomas,

    ich kann nichts für dieses Gesicht 🙂 war echt nicht böse gemeint und ich weiß davon nicht einmal wirklich was. Ansonsten war es schon sportlich ein riesiger Hammer den Ihr da hingelegt habt. Und unsere gesunde Ernährung an dem Wochenende war auch besonders…

    Gruß Heiko

  5. Was für ein großartiges Erlebnis, bei dem ich natürlich gern bei gewesen wäre. Obwohl ich sicher nach HM Marke ausgestiegen wäre. Toll, wie du es erlebt hast und wer hätte das gedacht, wie weiten einen Penny Riegel bringen können 😀

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