Die Bechterew-Bande – laufende Leidensgenossen – 4. Teil mit Ralf Blechschmidt

ralf-blechschmidt-marathonHeute habe ich ein Interview mit Ralf Blechschmidt für euch. Kennengelernt habe ich Ralf über eine E-Mail, die er aufgrund eines Blogbetrages mir schrieb. Seitdem stehen wir in regelmäßigem Kontakt zueinander und tauschen uns gegenseitig über unsere Erfahrungen, sportlichen Erfolge und über neue Methoden dem Bechterew zu begegnen aus. Persönlich hatten wir noch nicht die Ehre, was sich aber bald ändern könnte, denn Ralf denk darüber nach auch in Leipzig beim 10km-Lauf an den Start zu gehen. Ich würde mich jedenfalls freuen, den Tausendsassa mal persönlich zu treffen. Warum Ralf so interessant ist, kannst du dem folgenden Interview entnehmen.

Stell dich mal kurz vor Ralf.

Ich bin 43 Jahre alt und lebe in Dresden. Ich habe eine Familie (Tochter 6 Jahre). Beschäftigt bin ich in der IT-Branche als Ingenieur. In meiner Freizeit führe ich als Gruppensprecher die Gruppe Dresden  der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew.

ralf-blechschmidt-radWann und wie begann deine Leidensgeschichte?

Das ist schon lange her. Im Jahr 1991 zu Beginn meines Studiums wachte ich nachts mit Rückenschmerzen auf. Stand ich dann auf, wurde es wieder besser. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer und ich besuchte mehrfach einen Chiropraktiker, einrenken und fertig… Das Fußballspielen fiel mir zunehmend schwerer, ich hatte starke Ischiasschmerzen. Später bekam ich dann noch ein sehr schmerzhaftes Schulter-Arm-Syndrom. Aber dank des Chiropraktikers und einiger Medikamente ging es dann irgendwie…

Wie lange dauerte es bis die Diagnose Morbus Bechterew stand?

Nach Beendigung meines Studiums im Jahr 1995 bekam ich eine schmerzhafte Augenentzündung. Der Augenarzt stellte eine Iritis fest. Meinem Allgemeinarzt ging da ein Licht auf, während seines Studiums hatte er von Morbus Bechterew gehört. Er nahm mir Blut ab und untersuchte auf HLAB 27. Dieser war positiv wie bei ca. 80 % aller Bechterewler. Trotzdem musste ich zur Bundeswehr. Die Grundausbildung habe ich sogar mitgemacht, erst danach kam ich aufgrund meiner Leidensgeschichte ins Bundeswehrkrankenhaus und der Bechterew wurde diagnostiziert. Trotzdem blieb ich beim Bund und hatte wenig auszustehen… Immerhin waren von den ersten Symptomen bis zur Diagnose fast 4 Jahre vergangen.

ralf-blechschmidt-rad-2Wie schränkt dich deine Krankheit im Alltag ein?

Meinen Kopf kann ich leider nicht mehr so drehen wie ein Gesunder, da bin ich schon eingeschränkt. Stundenlanges Autofahren ist auch nicht mehr mein Ding. Dann kommen 2-3 mal im Jahr die Iritisschübe hinzu. Manchmal dauert es nur ein paar Tage dann auch wieder mal länger.

Wie bist du zum Laufen gekommen und was bedeutet es für dich?

Ich bin als Jugendlicher bedingt durch den Fußball immer viel und gern gelaufen. Später dann nicht mehr so viel, meist tat ja der Rücken weh. Ich bin dann lieber ins Fitness-Studio. 2000 habe ich dann angefangen wieder etwas zu laufen dazu dann noch Skilanglauf. Später dann sehr aktiv Mountainbike. Mit dem Laufen habe ich dann wieder im vergangenen Jahr angefangen. Der Grund war, dass Laufen relativ einfach zu bewerkstelligen ist, Schuhe an und los. Mit dem Mountainbike muss ich erst mich anziehen, dann ins Gelände, das Rad putzen und reparieren… Also ganz einfach wollte ich meine knappe Freizeit effektiver mit Sport nutzen.

ralf-blechschmidt-winterBetreibst du weitere Sportarten, wenn ja, welche und warum?

Meine große Leidenschaft ist nach wie vor das Mountainbiken. Für mich ist es die optimale Symbiose von Technik und Sport. Mut, Ausdauer und großartige Landschaftserlebnisse kommen noch hinzu.

Weiterhin betreibe ich Skilanglauf, auch Rennradfahren und ab und zu schwimmen.

Natürlich möchte ich nicht die Bechterew-Gymnastik vergessen.

Nimmst du Medikamente und falls ja, welche und warum?

Ich nehme TNF-Alpha-Blocker. Seitdem hat sich mein MB stabilisiert, weniger schmerzhafte und starke Augenentzündungen, keine Entzündungen mehr in der Wirbelsäule. Insgesamt habe ich dadurch ein sehr hohes Wohlbefinden und fühle mich gesund. Schmerzmittel nehme ich nur noch in Ausnahmefällen.

Wie stehst du zum Thema Laufen unter Schmerzmittel?

Meine Devise war immer: so wenig Medikamente wie möglich, so viel wie nötig. Klar, für uns chronisch Kranke sind Schmerzmittel ein Segen, sie machen überhaupt das Bewegen wie ein Gesunder möglich. Ich sehe dies nicht als Doping nur als eine Art Chancengleicheit. Ich habe das Glück, dass ich dies nicht (mehr) brauche.

ralf-blechschmidtWelche Rolle spielt Gymnastik, Stabitraining und Dehnen in deinem Alltag?

Eine sehr große Rolle. Besonders ist wichtig ist natürlich die Bechterewgymnastik unter Anleitung eines Therapeuten.

Was ist dein Ansporn an schlechten Tagen?

Ich hatte vor vielen Jahren eine Krebserkrankung. Den Kampf gegen diese Krankheit habe ich erfolgreich gemeistert und das ist Ansporn für mich genug.

Auf welchen Rückhalt baust du?

Natürlich auf den Rückhalt meiner Familie, meiner Eltern und Schwiegereltern. Aber auch die Gemeinschaft der Bechterewler gibt mir immer wieder Kraft.

Wie sieht ein schlechter Bechterew-Tag aus?

Da bekomme ich eine Augenentzündung und bin ziemlich machtlos. Meist passiert dies natürlich, wenn ich es nicht gebrauchen kann.

Wie sieht ein schöner Bechterew-Tag aus?

Aufstehen und bei schönen Wetter raus in die Natur, egal ob zu Fuß per Rad.

ralf-blechschmidt-mtbWelchen Rat möchtest du anderen Bechterewlern auf dem Weg geben bzw. was ist dein Geheimtipp im Kampf gegen Morbus Bechterew?

Gebt Euch nicht auf und hadert nicht mit Eurem Schicksal. Macht das Beste daraus und denkt daran, es kommen auch wieder bessere Tage.

Wie siehst du deine sportliche und gesundheitliche Zukunft?

Gesundheitlich hoffe ich mal, dass es mit dem Bechterew nicht schlimmer wird, ich nicht steifer werde und mein Sehvermögen behalte.

Sportlich möchte ich auch in 25 Jahren noch so aktiv sein. Vielleicht ist es möglich eine Transalp gemeinsam mit meiner Tochter zu machen.

Bei welcher Veranstaltung möchtest du unbedingt teilnehmen und warum?

Als Nahziel habe ich natürlich meinen ersten Marathon auf dem Schirm. Dieser ist natürlich im nächsten Jahr beim Oberelbe Marathon geplant. Gern möchte ich noch am Wasalauf  (Skilanglauf) und bei der Vätternseerundfahrt (Rennrad) starten.

Alles andere wird sich ergeben.

Noch ein Tipp an alle: Bewegt Euch so viel es geht…

Vielen Dank für deine Antworten. Ich ziehe mein Hut vor deinen sportlichen Leistungen, die echt großartig sind, wenn man bedenkt, dass du TNF-Alpha-Blocker zu dir nehmen musst.

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