Hart, härter, Burgbernheimer Berglauf 2013

burgbernheimer-berglauf-dahmen-2013-022Nachdem ich in Ellwangen beim Frühlingslauf über 5 Kilometer schon meinen Einstand 2013 gelaufen bin, wollte ich am Sonntag meine Leistungsfähigkeit auf der Langstrecke testen. Es sollte ein richtig schon etwas härter als ein 10km-Wettkampf werden und dafür hielt ich einen Berglauf über 13,6 km für geeignet.

Das Tapering die 2 Tage vorher erzielte leider nicht den gewünschten Erfolg. Statt zu laufen habe ich den Freitag und Samstag zum Renovieren genutzt. Als Resultat, hatte ich dann am Wettkampftag bereits vor dem Lauf einen ordentlichen Muskelkater im hinteren Oberschenkel.

burgbernheimer-berglauf-dahmen-2013-011Eigentlich war bereits jetzt schon klar, dass ich mit Muskelkater keine Bestleistungen erzielen werde, aber der Ablauf des Sonntags war bereits Anfang der Woche verplant. Unter anderem wollten wir im Anschluss an den Lauf, Freunde besuchen, die in der Nähe wohnen. Also blieb mir nur das Beste daraus zu machen.

Beim Warmlaufen traf ich neben Jörg Behrendt und Tobias Schneider, der seinen Titel auf der Kurzstrecke verteidigte,auch noch Vereinskollege Reinhard Joas. So war für Unterhaltung während des Aufwärmens gesorgt.

Die Strecke des Berglaufes ist mir, bis auch einen Blick auf die verwirrende Streckenkarte, gänzlich unbekannt. Von Reinhard erfahre ich, dass zwei Runden zu laufen sind und etwa 400 Höhenmeter zu bewältigen sind. Im Nebensatz erwähnt Reinhard, dass der Berglauf etwas schwieriger als der Hesselberglauf sei, welchen ich ja bereits kenne.

Bereits vorher hatte ich die Einlaufzeiten aus dem letzten Jahr eine mögliche Zielzeit um die 1:00:00-1:05:00 ausgelotet. Man kennt eben seine Pappenheimer. So wäre bei etwa gleichem Teilnehmerfeld ein Platz unter den Top10 möglich.

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Kurz vor dem Start um 9:45 Uhr stellte ich mich in die erste Reihe hinter der Startlinie. Normalerweise stehen schon 10 Minuten vor dem Start die meisten dichtgedrängt an der Startlinie. Man muss sich dann regelrecht reindrücken um einen Platz hinter Ziellinie zu ergattern. Hier ist das anders gut 1-2 Meter stehen die Starter hinter der Startlinie, ganz so als ob größter Respekt vor dem Berglauf herrscht und keiner vorneweg laufen möchte.

Eine Renntaktik habe ich mir nicht wirklich zurecht gelegt. Die ebenen Steckenabschnitte wollte ich mit einer Pace um die 3:50 laufen, aber bei einem Berglauf ist das ja nur ein kleiner Teil und nicht so wichtig. Deshalb habe ich mir vorgenommen nur nach Gefühl zu laufen und das auch ohne Pulsmesser.

Der Startschuss fällt, alle laufen ähnlich gemütlich los wie bei einem Marathon. Ich bremse mich und laufe trotzdem direkt hinter den ersten beiden. Auf den ersten 500 Meter kontrolliere ich mehrmals die Pace und sortiere mich einer Pace von 3:45 auf Rang 6 ein.

Nach etwa 700 Meter ebener Strecke geht es die ersten beiden Kilometer rauf, dann runter und wieder rauf rauf. Das wellige Profil ist anstrengend, aber mit dem Abwärtslaufen komme ich besser zurecht als meine Mitstreiter, denn ich überhole oder laufe auf. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es bergabwärts einfach rollen lasse, während die anderen ein bisschen bremsen.

Der Anstieg von Kilometer 1,5 setzt sich fast nahtlos bis zum Kilometer 3 fort. Richtig steil und hart. Bereits jetzt kommen die ersten Gedanken an eine Gehpause. Im Gedanken ohrfeige ich mich, verwerfe den Gedanken sofort und laufe weiter. Trotzdem laufe ich etwas langsamer als meine unmittelbaren Mitstreiter bergauf und falle auf Rang 7 zurück. Von stetigen Bergauf und Bergab merke ich gar nicht, dass wir zum erstem Mal schon ganz oben sind.

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Nach einem ersehnten Stück bergab, erhole ich mich bis kurz vor Kilometer 4 und hole einen Mitstreiter wieder ein um den gewonnen Platz gleich auf einem kurzen Stück bergauf wieder zu verlieren.

Nun laufen wir erstmal bis Kilometer 5,5 nur noch bergab. Ich muss mich erstmal etwas erholen, denn ich laufe gerade am absoluten Limit und laufe deshalb die nächsten 500 Meter auf Rang 7 weiter. Nachdem ich mich wieder etwas erholt habe, lasse ich es wieder rollen. Es strengt mich weniger an, den Berg runter zu rennen, als wie meine Mitstreiter kontrolliert mit angezogener Handbremse runter zu laufen. Teilweise echt gefährlich, da Äste und Wurzeln vom Laub verdeckt werden. So würde ich den Lauf als echten Traillauf bezeichnen.

Ich renne also mit einer Pace von etwa 3:20 abwärts. Mit dieser Pace kann ich einem nach dem anderen einsammeln und laufe unbemerkt zeitweise auf Rang 2. Erst als es wieder in den Start und Zielbereich bergaufwärts ging, lasse ich mich zurückfallen auf Rang 3. Hier muss ich die erste Gehpause einlegen. Ich bin einfach erledigt und denke bereits an einen Rennabbruch. Immerhin ist noch nicht einmal die Hälfte geschafft…

burgbernheimer-berglauf-dahmen-2013-041Ich durchlaufe den Start/Zielbereich und werde als derzeit auf dem dritten Platz laufend angekündigt. Ich bin etwas verwirrt, denn ich habe aufgepasst es müssten eigentlich noch 3 Läufer vor mir sein. Meine Frau und mein Sohn feuern mich an, was mir kurzzeitig Kraft gibt, aber meine Frau erkannte hier schon, dass ich viel zu schnell unterwegs war und mich bereits übernommen habe.

Die nächsten 2 Kilometer geht es stetig leicht bergauf und ich höre wie ein Läufer hinter mir immer näher auf mich aufläuft. Obwohl es demnächst wieder steil bergauf gehen müsste, schaffe ich es nicht meinen Rhytmus zu finden und kann mir nicht vorstellen, wie ich die nächsten 5,5 Kilometer überstehen soll.

Nachdem wir eine Bahnstrecke durch einen Tunnel unterlaufen haben, befinden wir uns praktisch am Fuße des Himmelfahrtsbergs. Es geht die nächsten Kilometer serpentinenartig hoch. Dabei sind etwa 100 Höhenmeter zu bewältigen. Ich bin total eingeschüchtert und falle bereits am Fuße in den Gehschritt.

Was hätte ich hier für einen Teufelsabstieg gegeben… Aber so ist es eben bei einem Berglauf, da geht es nun mal bergauf und dass auch mal steil. Nun werde ich nach hinten durchgereicht und überraschend von Maximilian Nichterlein eingeholt, der eigentlich vor mir bereits laufen müsste. Später erfahre ich, dass er sich verlaufen hatte und nun das Feld von hinten aufrollte. Ich zähle nicht mehr mit wie viele mich einholen. Zumindest schaffe ich es oben am Himmelfahrtsberg bei Kilometer 8 wieder zu laufen.

Der nächste Kilometer verläuft relativ eben bzw. leicht bergab. Ich erhole mich gar nicht und schon geht es, welch Überraschung, wieder bergauf. Es ist der letzte Anstieg nach ganz oben. Nach etwa 50 Metern ist die Luft raus und ich falle wieder in den Laufschritt. Das nach hinten durchreichen geht weiter. Einem Läufer war der relativ Breite Weg nicht breit genug, weil er mich wütend stöhnend anrumpelt. Danke, dass habe ich jetzt gebraucht…

Die Läufer die mich eingeholt haben, fallen irgendwann auch in den Gehschritt zurück. Ich werfe ein Blick nach hinten und stelle fest, dass jetzt wohl einw größere Lücke nach hinten ist. Ich versuche den Lücke aufrecht zu erhalten und laufe wieder los, als ich oben angekommen bin.

photo228Auf dem Plateau oben schaffe ich es mit große Mühe den Abstand zu den Läufern vor mir bleiben konstant auf Sichtweite zu halten. Nach dem 10. Kilometer schaffe ich es sogar ein paar Meter einzuholen.

Noch vor Kilometer 11 habe einen Läufer vor mir eingeholt, natürlich auf einer Bergabpassage. Die Anderen Läufer vor mir sind außer Sichtweite und erscheinen mir uneinholbar.

Bei Kilometer 11 kam nochmal ein fießer Anstieg. Wieder sofort in den Gehschritt gefallen. Der Läufer hinter mir holt mich ein um dann direkt vor mir auch in den Gehschritt zu fallen. Es scheint also nicht nur mir so schlecht zu gehen.

Die nächsten 2 Kilometer bis Kilometer 13 geht es nur noch bergab. Am Anfang laufe ich hinter dem Läufer, was sich als sehr schwierig mit dem Untergrund erwies, weil der Läufer die Sicht verdeckte und Hindernisse wie aus dem Nichts auftauchten. Es ging sehr steil bergab, Wurzeln, Steine und Äste waren aufgrund der dichten Laubdecke nicht zu erkennen. Es wäre sicherer hier ein bisschen auf die Bremse zu drücken, aber dafür habe ich absolut keine Kraft mehr. Ich renne mit einer 3:00 Pace bergab, ganz nach dem Motto: „Augen zu und durch“.

Ab Kilometer 12 geht es nur noch leicht bergab, sodass der Läufer hinter mir wieder auf mich aufläuft. Ich höre ständig seinen Atem in meinem Nacken. Er überholte zu meiner Überraschung aber nicht.

Es ging endlich langsam in Richtung Zielbereich. Ich wusste, dass wir nochmal den fiesen Anstieg vor dem Ziel bewältigen mussten. Hier würde/musste also die Entscheidung fallen. Kraft für einen Angriff habe ich keine mehr. Aber Schwäche wollte ich nicht zeigen. Also kam ein Umdrehen nicht mehr in Frage. Ich laufe eben den Anstieg soweit es geht im Laufschritt.

photo225Am Hügel oben steht Jörg und macht Fotos und ruft mir zu. Ich weis zwar nicht mehr was, aber es zeigte Wirkung. Ich lief den Hügel komplett im Laufschritt. Oben waren es immer noch knappe 400 Meter bis zum Ziel. Jetzt nur nicht aufgeben und weiterlaufen auch wenn es weh tut. Nein, eigentlich schmerzte es bereits höllisch. Ich kann das Ziel erkennen und drehe mich doch um. Der Läufer hinter mir hatte wohl schon am letzten Hügel aufgeben. Ich sehe ihn jedenfalls nirgends. Ich trabe zum ersten Mal den Tränen vor Schmerzen ins Ziel.

Im Ziel gehe ich sofort zu Boden und schnappe eine gute Minute wie wild nach Luft. Nach einer weiteren Minute versuche ich wieder aufzustehen. Ich taumele ziemlich stark und nehme meine Frau in dem Arm und erfahre, dass ich „nur“ 9. wurde. Obwohl ich mit einer Zielzeit von 1:01:29,6 absolut im Soll liege, bin ich erst einmal aufgrund des Rennverlaufes unzufrieden. 

Ich klatsche noch dem Mitstreiter der letzten 3 Kilometer ab und bedanke mich für den geilen „Fight“ und gönne mir ein alkoholfreies Weizen. Das habe ich mir auch wirklich verdient!

burgbernheimer-berglauf-dahmen-2013-051Kurz darauf treffe ich noch meinen Jogmap-Buddy Horst Stahl der gute 6 Minuten nach mit ins Ziel kam. Er sah aber noch total frisch aus.

In Erinnerung bleibt mit ein sehr gut organisierter Berglauf, der nichts für Weicheier ist. Und obwohl sich Maxi Nichterlein verlief, waren alle Markierungen eindeutig und auch genügend Streckenposten vorhanden.

Für mich, habe ich gelernt, dass ich mit Bergläufen nicht so zurecht komme und dass obwohl ich aufgrund  meiner Körpergröße von 1,70 ich ein geringes Gewichtes vorweisen kann, was normalerweise sehr vorteilhaft ist. Ich werde wohl mal etwas öfters in Zukunft am Hesselberg trainieren müssen.

Im Nachhinein, bin ich stolz, dass ich trotz des Muskelkaters noch mein Ziel erreicht habe und vor allem nicht aufgegeben habe. Übrigens der Muskelkater ist Stand heute (Donnerstag), also 4 Tage danach, noch nicht ganz abgeklungen. Der Lauf hat damit mit dem München Marathon 2012 getopt.

Sport frei!
Thomas

Siehe auch:

5 Antworten auf „Hart, härter, Burgbernheimer Berglauf 2013“

  1. Hallo Thomas, schade, dass dein Plan nicht ganz aufging, aber die Zeit kann sich absolut sehen lassen. Nach deiner relativ negativen Beschreibung des Laufs hätte ich sonstwas schlechtes erwartet. Auf jeden Fall lese ich deine Laufreporte unheimlich gern und kann mich absolut in die Lage des Geschehens hineinversetzen. Absoluten Respekt, welche Qualen du auf dich nimmst. Deine Willensstärke ist unglaublich. Mein nächster Lauf findet am 5. Mai statt, auch über 13 km, aber zum Glück ist das Streckenprofil, bis auf 5 Brücken, flach.

    1. Das freut mich Ron. Ja das war schon echt hart. Mir kommt es aber irgendwie so vor, als heuer alles ein bisschen schwieriger ist als letztes Jahr… Vielleicht ist das aber auch nur Einbildung.

      Wo läuft du denn genau? Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg. An dem Tag versuche ein einen Angriff auf meine 10 km Bestzeit in Ansbach.

      Sport frei!
      Thomas

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