Ich habs getan – Debüt beim München Marathon

muenchen-marathon-2012-032Eigentlich hatte ich geplant am Samstag direkt nach dem Tiger Balm Team Event in München wieder die Heimreise anzutreten, doch ich entschied mich nach reichlichen Zureden meiner Tiger Balm Team-Kollegen doch anders.

Übernachtet habe ich bei meinen Tiger Balm Teamkollegen Jens Harti in Langweid bei Augsburg. Nochmal Danke für den Schlafplatz und das Frühstück. Du bist mir die 2 Tage die ich dich kenne echt ans Herz gewachsen.

Nach 6 Stunden schlafen war die Nacht um 6:30 rum. Ich habe unerwartet gut in einem fremden Bett geschlafen und bin vor Aufregung sogar 15 Minuten vor meinem Wecker aufgewacht. Also gleich unter die Dusche und Frühstücken. Jens ist erst um 7:00 aufgestanden und hat es trotzdem geschafft zu Duschen und zu Frühstücken. Ein echtes Zeitwunder, denn um 7:30 fuhren wir bereits in Richtung Münchener Olympiastadion. Die Straßen waren recht leer, sodass wir bereits um 8:30 am Parkplatz vom Olympiastadion waren.

Wir liefen gemeinsam mit 2 Vereinskollegen vom TSV Dinkelsbühl (Bernhard Kisch und Dr. Chstriph Hammer), die wir zufällig am Parkplatz trafen ans Olympiastadion. Das Tiger Balm Team hatte hier direkt einen Pavillon bei welchem wir uns trafen und unsere Kleiderbeutel abgeben durften.

Es war trotz Jacke wirklich kalt und ich überlegte, ob ich doch mit Softshelljacke laufen sollte. Ich entschied mich zum Glück dagegen, denn später wurde es richtig warm.

Um kurz nach 9:00 waren dann alle Tiger Balm Team Mitglieder da und wir liefen gemeinsam bis zum Start in die Ackermannstraße. Obwohl wir absolut unterschiedliche Zielzeiten hatten, hatte die fürs Tiger Balm Team verantwortliche Agentur mit dem Veranstalter vereinbart, dass wir gemeinsam aus dem ersten Block A um 10:00 Uhr starten.

Kurz noch 1 Kilometer warm gelaufen einmal wildgepinkelt und zurück in die Startaufstellung in dem bereits vollen Block A. Kaum waren wir drin, ging schon der Countdown los. Die Stimmung zum Start war super und wir machten nochmal richtig Stimmung, als wir die Startlinie überquerten.

Marathonstrecke München

Zum Thema Renntaktik habe ich bisher kein Wort verloren, weil ich keine hatte. Ein Marathon zu laufen, trotz 7 Wochen Trainingsausfall und dementsprechend keinem einzigen langen Lauf in dieser Zeit ist ein bisschen mutig und natürlich auch riskant. Deshalb konnte heute nur das Ziel heißen anzukommen. Ich ging völlig locker ins Rennen und behielt mir auch noch offen, wenn es Probleme gibt bei Kilometer 25 oder 30 auszusteigen und mit der U- oder S-Bahn ans Olympiastadion zurück zu fahren. Allerdings sollte ich bei Kilometer 35 sein käme eine Aufgabe nicht mehr in Frage…

Also trabten wir den ersten Kilometer los. Etliche Läufer zogen an mir vorbei auch einige Tiger Balm Teamkollegen war ab dem Start nicht mehr gesehen. Ich genoss die Atmosphäre und unterhielt mich mit den Tigern die ähnlich viel Zeit wie ich hatten…

Nach etwa 2 Kilometern pendelte sich meine Pace auf einen angenehmen 5:00 Schnitt ein. Eigentlich dachte ich so an einen 5:30 Schnitt, aber was soll´s, langsamer kann ich ja immer noch. Ich unterhielt mich immer wieder mit verschiedenen Teamkollegen, die ja zahlreich um mich herum verstreut waren.

So etwa bei Kilometer 5 lief ich auf Peter Harych und Oke Zastrow auf. Eigentlich wollte ich nur ein bisschen bei mit Ihnen reden und dann weiter ziehen. Peter war viel zu schnell für seine Zielzeit unterwegs und während ich mich mit Oke unterhielt, lies er abreisen.

Von hier an, liefen Oke und ich gemeinsam. Die Unterhaltungen mit Oke waren köstlich. Bisher dachte ich immer ich habe eine schwache Blase, doch Oke hat mich eines besseren belehrt. So wurden wir nicht nur durch meine Fotostopps, sondern auch durch seine Pinkelpausen immer wieder kurz getrennt. Aber nach einem Zwischensprint waren wir gleich wieder beisammen. Nach ich glaube der 3. Pinkelpause von Oke musste ich ein Beweisfoto schießen, dass ich natürlich nur in Absprache mit Oke hier veröffentliche…

Bis die Kilometer flogen nur so im Flug vorbei, während ich mich mit Oke unterhielt. Im Englischen Garten wurde es dann wie erwartet ruhig, aber das war auch ganz angenehm. Bei Kilometer 13 dann die ersten Ängste, denn ich spürten einen leichten Druckschmerz an der rechten Hüfte. Kein gutes Omen…

Irgendwann gegen Ende des Englischen Gartens sah ich plötzlich Jörg Behrendt, der extra anreiste um die Läufer aus dem Kreis Ansbach zu fotografieren (Wahnsinn Jörg – du bist Klasse!). Erst nach einem Zuruf erkannte mich Jörg, wahrscheinlich weil ich in einem ungewöhnlichen Trikot unterwegs war.

Bis zur Halbmarathonmarke liefen wir einen Schnitt zwischen 5:00 und 5:15. Doch bereits jetzt merkte ich, dass sich so ein Marathon ganz schön zieht. Bei Kilometer 24 dann der erste Einbruch aufgrund einer Pinkelpause von Oke. Oke hat mich zwar weiter geschickt, doch die Pause kam mir ganz recht und so nutzte ich sie um ein Beweisfoto zu schießen.

Ab jetzt war allerdings der Wurm drin, wir liefen sehr inkonstant weiter 4:57 folgten 5:34 und 5:15 Kilometerabschnitte.

Der Drang eine Gehpause einzulegen kann bereits zum ersten Mal bei Kilometer 24. Ab hier wurde es ruhig, verdächtig ruhig. Wir waren wohl beide mit unseren müden Beinen beschäftigt. Da ein Marathon aus zwei Hälften besteht, nämlich den ersten 30 und den letzten 12,195 Kilometer. Deshalb wollte ich eigentlich die erste Gehpause frühestens bei Kilometer 30 machen. Doch soweit hielten wir nicht durch. Bei einer Wasser-Verpflegungsstelle machten wir unsere erste kurze Gehpause um zu trinken.

Ab jetzt wird es hart, dachte ich mir und so kam es auch. Wir versuchten immer bis zur nächsten Versorgungsstelle zu laufen, doch aber Kilometer 31 gelang auch das nicht mehr. Zu meinem Glück gab es bei Kilometer 30 zum ersten Mal Energiegels (vorher gab es nur Bananen), ich griff mir gleich ein paar Stück und drückte gleich zwei Mal die Pampe rein. Merkwürdigerweise schmeckte die wirklich eklige Pampe recht gut. Die Wirkung lies nicht lange auf sich warten und so fühlte ich mich wieder deutlich fitter.

Leider konnte ich Oke nicht überreden ein solches Gel zu sich zu nehmen, denn ab jetzt war er mehr die Bremse und die Gehpause kamen immer häufiger. Eigentlich wollte ich mit Oke gemeinsam ins Ziel laufen, aber bei Kilometer 33 schickte mich Oke wieder mal weiter und ich entschied mich dann auch dafür alleine weiter zu laufen.

Seit Kilometer 30 war auch wieder richtig Stimmung am Streckenrand, doch umso näher ich an Kilometer 35 ran kam, umso weniger nahm ich die Zuschauer und Anfeuerungen war.

Endlich Kilometer 35. Ab hier gibt es kein zurück mehr. Notfalls würde ich ins Ziel gehen oder kriechen. Ich fiel immer mehr in eine Art Trance und hatte so eine Art Tunnelblick.

Kurz nach Kilometer 35 verspürte ich die ersten Zuckungen in den Beinen. Also wieder kleine Gehpause und vorsichtiges Dehnen. Das war aber keine gute Idee, die Muskeln krampften sofort. Nochmal ein Gel eingeschmissen, denn da sind wenigstens ein paar Mineralien drin und weiter locker traben.

Es lief einfach nicht mehr und so versuchte ich nur noch wenigstens jeweils einen Kilometer durch zu laufen. Es ist unglaublich wie lang so ein Kilometer bei ab Kilometer 35 sein kann.

Das Kilometerschild 38 habe ich passiert und machte wieder eine Gehpause. Und da war schlug er zu. Nein ich meine nicht den Mann mit dem Hammer, der schlug bereits aber Kilometer 28 zu. Ich meine den Mann mit den Blitzen. Meine komplette Beinmuskulatur (5 Stellen) krampfte sich derart schmerzhaft zusammen, dass ich vor Schmerzen schrie. Ein Zuschauer hatte dies gesehen und wollte helfen. Er rannte auf mich zu und schrie: „Hinlegen! Ich drück’n raus“. Doch ich blieb stehen und der Schmerz lies nach ewigen 20 Sekunde nach und ich trabte aus Angst vor den Nächsten sofort an.

Die Muskeln zuckten weiter wie verrückt. Ich erinnerte mich an die Geschichte von Thomas Richter´s ersten Marathon in Freiburg diesen Jahres. Der wohl auch derartige Probleme hatte, allerdings im Ziel warteten dann gleich die Männer mit den Blitzen auf ihn…

Vor lauter Angst lief ich bis Kilometer 40 ohne Gehpause weiter. Die Zuckungen wurden weniger. Vielleicht wirkte das Gel wieder. Ich machte wieder eine Gehpause – zum Glück ohne weitere Krämpfe.

Mein letzter Anruf bei meiner Frau vor dem Ziel. Ich habe bei Kilometer 2, 17, 31, 36 und 40 mit ihr telefoniert um Sie auf dem laufenden zu halten und natürlich bei meinen Tiefpunkten ab Kilometer 28 Motivation zu holen. Das Telefonat war im nachhinein echt witzig, da Sie mich durch Telefon an schrie nicht aufzugeben. Die komischen Blicke anderer Marathonläufer war ich ja von vorher schon gewohnt… Danke Schatz.

Nun war ich bereits am Start wieder angelangt. Von hier aus waren es „nur“ noch 2 Kilometer bis zum Ziel im Olympiastadion. Das ist nicht mehr weit, denn das sind wir heute morgen schon zu gegangen.

Und tatsächlich, als ich das Olympiastation von weitem sehe, läuft es sich leichter. Schnell noch ein Bild vom letzten Kilometerschild 41 und weiter liefs. Nicht nur mich schien der Gedanke ans Ziel zu beflügeln, denn ich wurde ungewöhnlich oft überholt.

Nach einer engen Kurve war es endlich so weit. Einlauf durchs Marathontor ins Olympiastadion. Im Tunnel war eine Lightshow aufgebaut. Bereits der Einlauf war überwältigend und ich genoss die letzten 300 Meter und nahm mir richtig Zeit, auch für ein paar Erinnerungsfotos.

Nach der Kurve war es dann soweit – die Zielgerade. Ich reise die Arme nach oben und schreie mein Glück heraus, bevor ich auf der Ziellinie auf die Knie falle und den Boden symbolisch küsse – g’schafft!

Der Moment ist so überwältigend, dass mir gleich beim Schreiben nochmal die Tränen in die Augen schießen. Ich konnte mir einen Traum erfüllen, den ich seit meinen ersten Laufversuchen habe. Danke, danke, danke an alle die mich auf dem Weg bis hier begleitet haben…

Dann bekam ich die Freiheitsmedaille umgehängt. Ich finde sie zwar hässlich, doch vor lauter stolz habe ich Sie 3 Tage nicht abgelegt…

Ich hole mir erstmal ein Erdinger Alkoholfrei, zwei Brezen und eine Banane. Dann mache ich auf zu meinen Tiger Balm Team-Kollegen. Ich unterhielt mich noch eine ganze weile mit Dennis, bevor ich Oke an den anderen Teamkollegen sah. Ich gratuliere und bedanke mich für die nette Begleitung. Jens, der 30 Minuten vor mir im Ziel war, wartete bereits oben am Tiger Balm-Pavillion um mir die bei seinen Vater am Start hinterlegte Jacke zu übergeben.

Ich hatte noch Zeit und lies mit den Anderen die letzten 2 Tage nochmal Revue passieren bevor ich überglücklich die Heimreise humpelnd antrat.

Sport frei!
Thomas

Videos vom Lauf:

Siehe auch:

10 Antworten auf „Ich habs getan – Debüt beim München Marathon“

  1. Hallo Thomas,

    sehr schöner Bericht! Aber Du mußt zugeben, dass das Ganze schon ein bisschen verrückt und waghalsig war. Andererseits kann ich Dich natürlich verstehen. Wenn man schon mal solch eine Gelegenheit bekommt, dann nimmt man sie auch war. Aber Du hast gemerkt, was es heißt, Marathon zu laufen. Ich habe auch einen Riesenrespekt vor dieser Distanz. Vielleicht wage ich mich im nächsten Herbst mal ran. Dann natürlich hier in Köln! 🙂

    Also – erhol Dich gut! Steht denn noch irgendwas an in dieser Saison oder greifst Du erst im nächsten Jahr wieder an?

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. Danke Mario – kennst mich doch inzwischen… 😉

      Ich denke es lief so gut, weil ich so unbefangen an die Sache ran gegangen bin.

      Die Erholung zieht sich noch ein bisschen. Ich war zwar heute wieder laufen, aber es zieht und zwackt noch ein einigen Stellen…

      Sport frei!
      Thomas

  2. Glückwunsch Thomas zum 1. gefinishten Marathon. Was du dir in den Kopf setzt, ziehst du auch durch, was? und das trotz der schlechten Vorbereitung. Ich kenn das, man freut sich das ganze Jahr drauf und dann lässt man sich das durch eine Krankheit nicht kaputtmachen. Leicht unvernüftig, aber durchaus nachvollziehbar. 🙂

    Mit einer Minimalstrategie an den Start zu gehen, ist dann wohl das Beste was man machen kann, um sich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen. „Aufgeben nach km 35 ist keine Option“. Das Motto find ich Klasse und das hast du auch sauber durchgezogen. Auf den letzten km hast du ja ganz schön was mitgemacht.
    Von einem Mann mit den Blitzen hatte ich vorher auch ncoh nicht gehört, kann es mir jedoch gut vorstellen.

    Ich weiß, das Ankommen das Wichtigste war, aber verrätst du uns trotzdem deine Zeit?
    Lass mich mal schätzen: zwischen 3:30 – 3:45 ?

    Grüße und einen Riesen Respekt
    RON

  3. Boah, was für ein dramatischer Bericht: ich hab eben förmlich noch mal mit Dir mit gelitten!

    Herzlichen Glückwunsch zum FINISH, Thomas! Das Wochenende war einfach sensationell – und wenn es dann auch noch so eine Krone aufgesetzt bekommt, wie in Deinem Fall, sicherlich unvergesslich!

    Viele Grüße aus Bremen
    Eddy

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